Italien
Emilia-Romagna
Kulinarik und Kultur; Strände, Ebenen und Berge; Architektur und Kunst, Kathedralen und Kastelle - die Emilia-Romagna vereint diese spannenden Gegensätze.
Impressionen
Emilia und Romagna
Ursprünglich handelt es sich um zwei unterschiedliche Gebiete, die erst 1861 im Zuge der Nationalstaatbildung Italien zu einer Region zusammengefasst wurden.
Romagna
Die Romagna bildet den Ostteil der Region am Adriatischen Meer. Der Name stammt aus langobardischer Zeit, die dieses römische (genauer byzantinische) Gebiet mit dem Namen Romania von ihrem eigenen Gebiet, der Langobardia (Lombardei), abgrenzte. Sie gehörte jahrhundertelang zum Kirchenstaat. Hier isst man Schafsfleisch und -Käse, in der Küche dominiert das Olivenöl.
Emilia
Der Name Emilia stammt von der römischen Via Aemilia, die hier ihren Namen auf eine ganze Region übertrug. Die Emilia gliederte sich in die Herzogtümer Parma und Modena, die ein beständiger Zankapfel zwischen Habsburgern und Bourbonen waren. Hier isst man Schwein und kocht bevorzugt mit Butter und Sahne.
Via Emilia
Die Via Emilia ist das verbindende Element der beiden Gebiete. Sie wurde 187 v. Chr. vom Konsul Marcus Aemilius Lepidus angelegt. Aus den im Abstand von rund 20 Kilometern angelegten Kastellen entstanden die Städte Piancenza, Fidenza, Parma, Reggio Emilia, Modena, Bologna, Imola, Forli, Cesena und Rimini. Nur die Renaissance-Metropole Ferrara und das Mosaikenwunder Ravenna liegen abseits der Straße.
Emilia-Romagna heute
Der „Bauch Italiens”
Die Emilia-Romagna gilt als der „Bauch Italiens”. Es ist das landwirtschaftlich fruchtbarste Gebiet, in dem die international erfolgreichen kulinarischen Erfolgsschlager produziert werden: Parmesan und Parmaschinken, Mortadella, Balsamico und Lambrusco.
Kunst und Wissenschaft
Das Stadtbild von Ferrara und das Po-Delta, der Domplatz von Modena und die Mosaike von Ravenna sind UNESCO-Weltkulturerbe. 1088 wurde die erste Universität Europas in Bologna gegründet.
Genossenschaften
Die Emilia-Romagna ist die Wiege des italienischen Sozialismus. Im Gegensatz zu den industrialisierten Ländern entstand hier die sozialistische Bewegung nicht unter den Arbeitern in den Industriebetrieben der Städte. Hier waren die Träger die Taglöhner, Landarbeiter, Kleinbauern, Reispflückerinnen und Deichgräber der intensiv beackerten weiten Po-Ebene. Sie schlossen sich zu Solidarvereinen (Società di Mutuo Soccorso) zusammen. Diese gewährten Unterstützung im Krankheitsfall, Alter oder bei Kreditbedarf. Das Erbe aus diesen Anfangszeiten ist die Genossenschaft (cooperativa) - der Versuch, die Trennung zwischen Kapital und Arbeit aufzuheben.
Die Reisarbeiterinnen der Po-Ebene standen in der ersten Linie im Kampf gegen Ausbeutung und für bessere Arbeitsbedingungen (Filmtipp: Bitterer Reis, Giuseppe De Santis, 1949).
Die Großgrundbesitzer wehrten sich mit brutaler Gewalt und schickten faschistische Schlägertrupps (Filmtipp: 1900, Bernardo Bertolucci, 1976). Mit der Machtübernahme Mussolinis 1922 mußten zahlreiche Aktivisten ins Ausland fliehen. Sie schlossen sich den Internationalen Brigarden im Spanischen Bürgerkrieg an und unterstützten den antifaschistischen Widerstand in ihrer Heimat. Zwischen 1943 und 1945 kam es zu heftigen Kämpfen zwischen den kommunistischen Partisanen, den Faschisten und den deutschen Truppen, die zahlreiche Massaker an der Zivilbevölkerung verübten. Die Auseinandersetzungen zwischen Faschisten und Kommunisten wirken bis in die Gegenwart fort (Lesetipp: Der Nebelfluss von Valerio Varesi).
Heute werden rund 30% des regionalen Bruttosozialprodukts genossenschaftlich erwirtschaftet. Die Geschäftslokale von Coop und Intercoop sind überall präsent und haben ein sehr gutes Warenangebot. Viele Kooperativen untertsützen soziale und kulturelle Projekte. Die italienische Linke hat sich seit 1946 in der Region behauptet. Die Hauptstadt Bologna ist - bis auf die Jahre 1999-2004 - kommunistisch regiert.