COVID-19 Impfungen im Ländervergleich
Quelle: Our World in Datatägl. bestätigte Fälle im 7-Tage-Durchschnitt
Quelle: Our World in Data
Corona-Erkrankte pro 1 Million Einwohner
Quelle: Our World in Data
Reisen - was nun?
Das Corona-Virus wirbelt den Alltag kräftig durcheinander. Und auch das Reisen wird in diesem Jahr wohl nur begrenzt möglich sein. Waren im Sommer Grenzen, Hotels, Restaurants mit Einschränkungen geöffnet, so ist nun Reisen bis wahrscheinlich Januar 2021 praktisch unmöglich. Auch das Reisebudget steht nicht mehr so zur Verfügung. Vor einer umfassenden Impfung ist kaum mit irgend einer Art „Normalität” zu rechnen.
„Ein menschenwürdiges Leben ohne Risiko gibt es nicht. […] Wenn die Gesellschaft weiterhin wegen Corona in Panik verfällt, werden Job- und Einkommensverluste, seelisches Leid und der Zulauf zum rechten Rand beschleunigt.” (Andreas Schnauder, DER STANDARD 19.05.2020)
Über Jahrzehnte haben wir die Lust am Reisen gelernt. Reisen ist ein Ausdruck der Mobilisierung der Gesellschaft, der Ausbreitung des Wohlstands, der zunehmenden Freizeit. Reisefreiheit ist ein wesentliches Gut der modernen Gesellschaft. Dieser kollektive Lustgewinn fällt nun weg, und wir leiden unter dem Entzug.
„Auch wenn die Ökofaschisten jetzt jubeln und sich über Corona freuen, muss ich Ihnen sagen: Wenn dieser Zustand länger andauert, wird es gefährlich. Immer mehr Menschen sind von dem Stillstand betroffenen und verlieren die Perspektive.” (Harald Friedl, österr. Jurist und Philosoph [Der Standard 17.04.2020])
Fasziniert und ohnmächtig zugleich sehen wir die für dieses Jahr geplanten Reisen zerbröseln. Aber auch für viele Tourismusdestinationen sieht es düster aus. Denn viele potentielle Urlauber werden sich gut überlegen, wohin sie in Zukunft Reisen werden. Parameter wie eine hochwertige Gesundheitsversorgung oder stabile politische Verhältnisse werden die Auswahlkriterien sein. Nobelhotels mit eigener Krankenstation und Quarantäneflügel? Hoffentlich nicht.
Das Problem des Massen- und Overtourismus scheint sich - bis auf weiteres - erledigt zu haben. An dessen Stelle tritt der Vereinzelungstourismus mit gestaffelten Eintrittszeiten für Städte, Museen, Strände und dergleichen. Überall werden Reservierungen notwendig sein, das Reisen will penibel durchgeplant werden. Und überall werden wir überwacht, der Gesundheitspass und Self-Tracking-Apps werden zum integralen Bestandteil unseres Reiselebens.
Und das Zauberwort Qualitätstourismus, seit Jahren immer wieder beschworen, wird sein wahres Gesicht zeigen: Alles wird teurer - „Urlaub all-exclusive” (Selma Mahlknecht, österr. Schriftstellerin).
Un die Rückkehr zum Status quo ante? Wird es wohl nicht geben, solange der Großteil der europäischen Bevölkerung nicht gegen Covid-19 immun ist. Und vielleicht wird diese Rückkehr so überhaupt nicht mehr möglich sein. Denn das Geschäftsmodell des Tourismus basiert auf der maximalen Ausbeutung des Faktors Raum: möglichst viele Sitzplätze im Flugzeug, möglichst viele Tische im Restaurant, möglichst viele Besucher im Museum, möglichst viele Touristen am Strand. Corona hat jedoch den Faktor Raum in eine potenziell tödliche Gefahr verwandelt. Also wird man die Zahl der Menschen, die sich zur selben Zeit am selben Ort aufhalten, durch Streckung und Staffelung spürbar senken müssen. Und dann wird die Versuchung groß, durch selektive Grenzöffnungen den ohnehin spärlichen Touristenstrom von den Nachbarn in die eigenen Ferienorte zu lenken und zu stauen.
Bleiben uns nur noch die Erinnerungen und Träume?
- Minimundus: Tadsch Mahal (Agra/Indien)
Kärnten, Klagenfurt, Juli 2001
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler