Biografie
- John Steinbeck, 1962
Nobel Foundation - Unknown photographer (PD)
1902 — Geburt
John Ernst Steinbeck wird am 27. Februar in Salinas (Kalifornien) als drittes Kind von John Ernst Steinbeck und seiner Frau Olive Hamilton Steinbeck geboren. Seine Eltern waren angesehene Bürger der Stadt. Seine Mutter hatte als Lehrerin gearbeitet und führte ein strenges und ehrgeiziges Regiment. Sein Vater hielt Distanz zur Familie, arbeitete als Buchhalter in einer Zuckerfabrik und später in der regionalen Finanzverwaltung. Die Großeltern waren aus Europa über den Osten der USA nach Kalifornien gekommen.
1903-1919 — Jugend
Er besuchte die Grundschule und später die High School in Salinas. Die Ferien und Wochenenden verbrachte die Familie im Ferienhaus in Pacific Grove. Steinbeck beschäftigte sich mit Meeresbiologie und wurde auf diesem Gebiet zum kompetenten Autodidakten.
1919-1925 — Ausbildung
Nach Abschluß der Schule immatrikulierte er an der privaten Stanford University englische Literatur, Rhetorik und kreatives Schreiben. Allerdings war er den Anforderungen nur teilweise gewachsen und besuchte die Kurse unregelmäßig. Er unterbrach das Studium immer wieder für Gelegenheitsarbeiten und veröffentlichte erste Kurzgeschichten.
1925 stellt sich Steinbeck seinem Scheitern in Stanford und bricht das Studium ab. Er geht nach New York und arbeitet dort als Bauarbeiter und als Reporter beim „New York American”, für den er sich jedoch nur wenig eignete. Schließlich kehrte er enttäuscht 1926 nach Kalifornien zurück.
1926-1928 — Lake Tahoe
Arbeit als Hausmeister auf dem Brigham-Anwesen am Lake Tahoe. Steinbeck wollte die Abgeschiedenheit des Ortes für die Konzentration auf seinen ersten Roman, „Tortilla Flat” nützen.
Dort begegnete ihm Carol Henning, die in der Werbeabteilung des „San Francisco Chronicle” arbeitete. Er verliebte sich in sie, und nach seiner Rückkehr nach San Francisco im Herbst 1928 wurden sie ein Paar.
1929 — Börsenkrach
Durch den New Yorker Börsenkrach und das Ende des Wirtschaftswachstums verschärfen sich am Land die Bedingungen. Die Farmer können ihre Pacht nicht mehr bedienen, die Preise sinken, ein Drittel der amerikanischen Bevölkerung leidet Hunger. Besonders betroffen sind die Farmer des Dust Bowl von Arkansas, Oklahoma, South Dakota, Missouri und Texas.
- Begrabene Maschinen vor einer Scheune im Dust Bowl, South Dakota, Mai 1936
Quelle: Wikipedia
Neben den Problemen des Preisverfalls und der sinkenden Nachfrage leiden sie unter Naturkatastrophen wie Stürmen und Dürre. Durch den überintensiven Anbau ist das Land ausgelaugt. Die notleidenden Familien ziehen nach Kalifornien in der Hoffnung, auf den Obstplantagen Arbeit zu finden, werden aber von den Plantagenbesitzern nur ausgebeutet. Wellen von Arkies und Okies, wie sie abschätzig genannt werden, brechen über Kalifornien herein: Fremde im eigenen Land.
1930 — Ed Ricketts
Heirat mit Carol Henning und Umzug nach Los Angeles. Wegen seiner finanziellen Probleme stellt ihm die Familie das Ferienhaus in Pacific Grove zur Verfügung und unterstützt ihn auch finanziell. Dort kommt es zur ersten Begegnung mit dem Meeresbiologen Ed Ricketts, der das Vorbild für Doc in den späteren Romanen „Die Straße der Ölsardinen” und „Wonniger Donnerstag” werden sollte.
1932 — Erste Romane
Die Romane „Eine Handvoll Gold (Cup of Gold: A Life of Sir Henry Morgan, Buccaneer, with Occasional Reference to History)” und „Das Tal des Himmels (The Pastures of Heaven)” werden veröffentlicht.
1933 — New Deal
- Elias Goldensky, Franklin Delano Roosevelt, 1933
Quelle: Wikipedia
Wahl des Demokraten Franklin Delano Roosevelt (1882-1945 |1933-1945) zum 32. Präsidenten der USA. Er initiiert den New Deal, ein Programm aus Arbeitslosenunterstützung, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Entwicklungsprojekten für die Landwirtschaft und Industrie, das korrigierend und dirigierend in die Wirtschaft und das öffentliche Leben eingreift.
1934-1935 — Tod der Eltern
Tod der Mutter 1934 nach einem Schlaganfall. Die Begegnungen mit Streikführern und Wanderarbeitern werden die Grundlage einiger Romane bilden.
Tod des Vaters 1935, den Steinbeck bei sich aufgenommen hatte. Erste Begegnung mit Pascal Covici (1885-1964), der ihn als Verleger durch sein literarisches Schaffen begleiten wird.
Der episodische Roman „Tortilla Flat” ist der erste große Erfolg in Steinbecks Schriftstellerkarriere.
1936 — Mexikoreise
Steinbeck und seine Frau Carol übersiedeln nach Los Gatos bei Monterey und bauen dort ein Haus. Gemeinsam mit dem Meeresbiologen Ed Ricketts unternimmt er eine Mexikoreise, die ihren Niederschlag in dem nichtfiktionalen Reisetagebuch „Logbuch des Lebens” finden wird.
Reportagen über die Notlage der kalifornischen Wanderarbeiter bilden die Grundlage des Romans „Stürmische Ernte”.
1937 —Tom Collins
Reise mit Carol nach Skandinavien und in die Sowjetunion, um der gefährdeten Beziehung neuen Schwung zu geben. Begegnung mit dem Sozialarbeiter Tom Collins und weitere Recherchen in den Auffanglagern der Okies.
- Dorothea Lange, Marysville, Yuba County, California, 1940
Auffanglager in Kalifornien
Quelle: Wikipedia
Die Erzählung „Von Mäusen und Menschen” erscheint. Das Buch war ein großer Erfolg und machte Steinbeck zu einer bekannten Persönlichkeit. Allerdings fühlte er sich von den Leserbriefen, Anrufen, Angeboten, Anfragen nach Interviews und Reportagen völlig überfordert. Er propagierte eine scharfe Trennung zwischen Persönlichkeit und Privatleben eines Autors und seinem Werk: „Ich lehne die Vermischung von Person und Werk ab.”
1938-1939 — Viking Press
Steinbeck setzt seine Reportagen bei den Vertriebenen fort und kauft eine Ranch bei Los Gatos. Pascal Covici verliert wegen der Depression seinen eigenen Verlag und wechselt zu Viking Press, wo ab jetzt alle Bücher Steinbecks erscheinen - was dieser zunächst gar nicht schätzt.
„Der rote Pony”, eine Sammlung von Kurzgeschichten, erscheint.
Der 1939 veröffentlichte sozialkritische Roman „Früchte des Zorns” ist eines der bedeutendsten Werke Steinbecks.
1940 — Pulitzer-Preis
- Daniel Chester French, Pulitzer-Goldmedaille mit Abbild von Benjamin Franklin und einem Druckarbeiter
Quelle: Wikipedia
Der Roman „Früchte des Zorns” wird angefeindet und als klassenkämpferisch abgelehnt. Dennoch erhält John Steinbeck dafür den renomierten Pulitzer-Preis. Für Recherchen für einen Dokumentarfilm unternimmt Steinbeck Reisen nach Mexiko.
In einer Unterredung mit dem amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt schlägt er vor, große Mengen von Geldscheinen über Deutschland abzuwerfen, um dadurch eine Inflation zu erzeugen. Die Idee wurde nicht weiter verfolgt.
1941 — Gwyn
Steinbeck kauft ein Haus in Monterey, kann allerdings seine Ehe mit Carol nicht retten, es kommt zur Trennung. Auslöser unter anderem war wohl die Affäre mit Gwendolyn „Gwyn” Conger, einer schlagfertigen, selbstbewussten zwanzigjährigen Sängerin.
Gemeinsam mit Herbert Kline entsteht der sozialkritische Dokumentarfilm „The Forgotten Village”. Es ist die Geschichte einer armen mexikanischen Familie in einem entlegenen Dorf, die vor dem Konflikt zwischen traditioneller Heilkunde und naturwissenschaftlich fundierter Medizin steht. Im „Logbuch des Lebens (Sea of Cortez)” beschreibt er die Begegnungen der Filmcrew mit den Mexikanern mit einem verständnisvollen Blick für ihr kulturell bedingtes Anderssein, wenn auch nicht ohne schmunzelnde Herablassung. Und er ist bereit, seine eigene Kultur mit ihrer Kultur zu vergleichen.
Schon vor dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour am 7. Dezember 1941 und dem darauf folgenden Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg unterstützt er die amerikanische Regierung für diese Entscheidung. Er folgt bereitwillig einer Einladung des neu gegründeten „Foreign Information Service“ (F.I.S.) in Washington, DC., der die Propaganda koordinieren soll und bei dem bereits die Schriftsteller Thornton Wilder und Robert E. Sherwood mitarbeiteten.
1942 — Theater
Das als propagandistisch für den F.I.S. entstandene Theaterstück „Der Mond ging unter (The Moon is Down)” war beim Publikum ein großer Erfolg, löste aber unter den Literatur-Kritikern eine heftige Debatte aus. Denn das Theaterstück arbeitet mit plakativen Versatzstücken und wenig übrzeugenden Charakteren. Aber es sollte ja wirkungsvoll und leicht verständlich sein und ein großes Publikum ansprechen. Für Steinbeck war es vor allem eine patriotische Geste ohne besonderen literarischen Ehrgeiz. Das im Stück ungenannte Land war Norwegen und seine Besetzung durch Nazi-Deutschland. Dafür erhielt er 1945 das Haakon VII Freiheitskreuz für „Hervorragende und entscheidende Beiträge zur norwegischen Sache während des Zweiten Weltkriegs”.
Außerdem schrieb er ein Drehbuch für einen Film über die Ausbildung amerikanischer Bomberpiloten („Bombs Away: The Story of a Bomber Team”) und für Alfred Hitchcock einen ersten Drehbuchentwurf zu dem Kriegsdrama „Das Rettungsboot (Lifeboat)”.
1943 — Kriegsberichterstatter
Scheidung von Carol, Heirat mit Gwyn, mit der er schließlich nach New York City zieht. Im März heiraten sie, aber auch diese Ehe steht unter keinem guten Stern. Es kommt zu Konflikten, vor denen Steinbeck als Begleiter amerikanischer Truppen und Kriegsberichterstatter für die New York Herald Tribune nach Algerien, Tunesien, Italien und London flieht.
Von Juni bis Oktober ist Steinbeck in Europa und nimmt an der Landung der alliierten Truppen in Italien teil. Seine Tagebucheinträge und Reportagen erscheinen unter dem Titel „An den Pforten der Hölle”.
Steinbeck kehrt psychisch gezeichnet aus dem Krieg nach New York zurück. Er leidet an Schlafstörungen und Gedächtnisverlust.
1944 — Monterey
Sein Sohn Thom wird geboren. Steinbeck ist unruhig und glaubt, durch die Rückkehr nach Monterey in Kalifornien Ruhe finden zu können. Allerdings erweist sich die Rückkehr als enttäuschend, er hat das Gefühl, nicht mehr willkommen zu sein. Die Bevölkerung ist abweisend, frühere Bekannte zurückhaltend.
1945-1946 — New York City
Da das Leben in Monterey nicht den Erwartungen entspricht, kehrt die Familie Steinbeck nach New York City zurück und kauft in Manhatten zwei aneinander grenzende Häuser.
Die „Straße der Ölsardinen”, eine Reminiszenz an die verloren gegangene Heimat, erscheint.
Die Geburt des zweiten Sohnes John kann kann die Spannungen in der Beziehung zu Gwyn nicht lösen. Sie fühlt sich in der Mutterrolle nicht wohl und von ihrem Gatten vernachlässigt, für den die Arbeit im Vordergrund steht.
1947-1948 — Kalter Krieg
Steinbecks Interesse an weltpolitischen Entwicklungen war weniger rational als spontan und emotional. Im Zentrum seines Denkens stand das menschliche Schicksal und Leid, weniger Reflektion und Analyse. Sein Unbehagen am stereotypen Russlandbild der Presse im Kalten Krieg brachte ihn dazu, mit dem Fotografen Robert Capa (1913-1954) in die Sowjetunion zu reisen. Die Beiden fuhren nach Moskau, Stalingrad, in die Ukraine und nach Georgien. Die umfassende Betreuung durch offizielle Reisebegleiter verhindert allerdings einen objektiven Blick.
Zuvor reiste er mit Gwyn durch Skandinavien und Frankreich.
Die Novelle Die Perle und die Parabel Autobus auf Seitenwegen erscheinen.
1948 — Ricketts Tod
Der Bericht zu Steinbecks und Capas Reise in die Sowjetunion, Russisches Tagebuch (A Russian Journal), erscheint. Steinbeck ist von Unrast erfüllt und versucht sich an einem neuen Buch, das in der Bedeutung an die „Früchte des Zorns” anschließen und in Salinas, dem gewohnten Setting seiner Jugend, spielen soll: „The Salinas Valley”. Er orientiert sich zum Fernsehen hin, aber die Produktionsfirma World Video, an der er sich beteiligt, scheitert bald.
Sein engster Freund Ed Ricketts stirbt bei einem Unfall. Für Steinbeck beginnt eine düstere Zeit, in der sich Unruhe und Unzufriedenheit der letzten Jahre zur Krise verschärfen. Die Ehe mit Gwyn scheitert, sie verlässt ihn in dieser dunklen Stunde und lässt sich scheiden. Steinbeck kehrt in das Ferienhaus der Familie in Pacific Grove zurück.
„Man kannte Ed Ricketts auf Anhieb. Nach einem Augenblick kannte ich ihn, und die nächsten achtzehn Jahre kannte ich ihn besser als sonst jemanden, und vielleicht kannte ich ihn gar nicht. Vielleicht ging es all seinen Freunden so. Er war anders als alle anderen, und trotzdem fand sich jeder in ihm wieder. Vielleicht war deswegen sein Tod solch ein Schlag.” (Nachruf auf Ed Ricketts, Logbuch des Lebens, Auflage 1951)
1949 — Elaine
Im Juni kommt es zur ersten Begegnung mit Elaine Scott (1914-2003) in einem Restaurant in Carmel-by-the-Sea. Elaine war eine selbstbewußte, selbständige Frau, die nach dem Studium in New York als Stage Manager Erfolg hatte. Mit ihrem Mann war sie nach Hollywood gegangen und kannte sich in der Theaterwelt aus. Sie hatte eine Tochter und beruflich wie privat ihre Ziele erreicht. Ihre Ehe allerdings war im Begriff zu scheitern. Steinbeck zog mit ihr und ihrer Tochter Waverly nach New York.
Zuvor hatte er die Sommermonate mit seinen Söhnen Thom und John in einer unbeschwerten Athmosphäre im Ferienhaus verbracht. Die Nähe zu Mexiko nützt er für Recherchen zu einem Film über Emiliano Zapata (1883-1919), einem mexikanischen Bauernführer und Revolutionär. Er war an der mexikanischen Revolution von 1906 gegen Präsident Porfirio DÃaz maßgeblich beteiligt. Obwohl Steinbeck großes Interesse an der Figur Zapatas hatte, erwies sich die Arbeit am Drehbuch für den Film von Elia Kazan als mühevoll und langwierig.
1950 — Theater
Nach Weihnachten heiratet John Steinbeck Elaine Scott.
Die Schauspiel-Novelle Die wilde Flamme (Burning Bright) ist wieder eine Parabel, allerdings bleiben Handlung und Figuren abstrakt. Steinbeck glaubte an die starke moralische Wirkung auf die Zuschauer, doch die nehmen das Stück trotz bekannter Schauspieler nicht an. Es wird ein Flop und nach der 13. Aufführung auf dem Broadway abgesetzt.
1951 — Salinas Valley
Das Logbuch des Lebens wird mit einem Nachruf auf Ed Ricketts neu aufgelegt. Steinbeck hat ideale Arbeitsbedingungen und nimmt das Projekt „Salinas Valley” wieder auf. Es soll sein Meisterwerk werden, in das er alle Lebenserfahrung und Kraft hineinlegen will. Formal und handwerklich soll der Roman den Höhepunkt seines Schaffens darstellen: „Ich will dieses Buch schreiben, als wäre es mein letztes.” Er arbeitet täglich ein bestimmtes Pensum ab, und nach weniger als einem Jahr ist die Rohfassung fertig. Den Arbeitstitel „Salinas Valley” fällt, das Projekt heißt jetzt „Jenseit von Eden”.
Auch der Besuch der Söhne während der Sommerferien auf der Insel Nantucket kann ihn nicht von der Arbeit fernhalten. Er delegiert die Betreuung weitgehend an Elaine, die mit dieser Rollenaufteilung allerdings keine besonderen Probleme zu haben scheint.
1952 — Opus Magnum
Viva Zapata!, der Film über den mexikanischen Revolutionsführer Zapata von Elia Kazan, für den John Steinbeck das Drehbuch schrieb, erreicht endlich die Kinos und wird ein großer Erfolg. Der Roman Jenseits von Eden, wird von Publikum und Kritik unterschiedlich aufgenommen.
Erschöpft von seinem Opus Magnum unternimmt Steinbeck nun Reisen mit Elaine nach Marokko, Algerien, Spanien, Frankreich, die Schweiz, Italien, England, Schottland und Irland. Er leidet unter dem Älterwerden und hat gesundheitliche Probleme.
- Thomas J. O'Halloran, Adlai Ewing Stevenson, 1952
Quelle: Wikipedia
Vor den Wahlen engagiert er sich politisches für die Demokraten und unterstützt deren Präsidentschaftskandidaten Adlai Ewing Stevenson (1900-1965), der allerdings gegen den Republikaner General Dwight D. Eisenhower (1830-1969|1953-1961) verliert. „Ike” war für viele Amerikaner eine vertrauenserweckende Vaterfigur. Es war die Zeit der prosperierenden Wohlstandsgesellschaft, zu der viele Wähler von Donald Trump gerne zurückkehren würden.
1954 — 2. Europareise
Die zweite Europa-Rundfahrt mit Elaine führt nach Portugal, Spanien, Frankreich, England, Italien und Griechenland. Steinbeck erleidet einen körperlichen Zusammenbruch durch einen ersten leichten Schlaganfall, bricht aber die Reise nicht ab, weil er seinen Söhnen Paris zeigen will. Robert Capas Tod ist ein schwerer Verlust für ihn.
„Mein Freund Robert Capa ist in Nordvietnam gefallen. Eine Mine hat ihn zerrissen. Mit ihm verlor ich ein Stück meiner Welt. Ich habe mit Capa zusammengearbeitet, habe mit ihm die Welt durchstreift. Wir waren gemeinsam im Krieg. Er war tapfer. Er war mein Freund. Ein Stück meiner Lebensfreude starb mit ihm.” (Die gute alte und die bessere neue Zeit, 1964)
Die Novelle Wonniger Donnerstag, eine Fortsetzung von „Die Straße der Ölsardinen”, bleibt bei der Kritik weitgehend unbeachtet, wird aber vom Publikum positiv angenommen.
1955-1956 — Sag Harbour
Handwerkliche Arbeit, körperliche Anstregung im Freien, am Meer, im Garten sind die Therapie Elaines gegen Steinbecks Niedergeschlagenheit. So kaufen sie ein Ferienhaus in Sag Harbour, Long Island, abgelegen und am Meer. Sie verbringen dort die Sommermonate, aber auch lange Herbst- und Winterwochen.
Für die Präsidentenwahlen nominieren die Demokraten wiederum Adlai Stevenson, der sich jedoch wiederum gegen „Ike” nicht durchsetzen kann. Steinbeck berichtet direkt vom Parteitag, lässt sich in den Wahlkampf einbinden und schreibt Reden für Stevenson, dem er auch persönlich vorgestellt wird.
1957-1958 — 3. Europareise
Die dritte lange Europareise mit Elaine führt wieder nach Italien (Florenz und Rom), Frankreich, England und Skandinavien. Im Herbst erhält er eine Einladung zur P.E.N.-Konferenz in Tokio. Die Reise ist führ ihn sehr anstrengend, und er kehrt ohne besondere Eindrücke aus Japan zurück.
Während der Zeit in England beginnt er Recherchen zu seinem Malory-Projekt, einer Übertragung der Arthus-Sage in modernes Englisch.
Indirekt kommt er mit dem Komitee für unamerikanische Aktivitäten von Senator Joseph McCarthy in Berührung, als er zunächst Elia Kazan gegen den Vorwurf des opportunistischen Antikommunismus in Schutz nahm, später aber Arthur Miller gegen die Vorgangsweise des Komitees verteidigte. Gegen ihn selbst wird interessanterweise nicht vorgegangen, obwohl er in den 1930er-Jahren Kontakt zu Kommunisten hatte.
Der satirische Roman Laßt uns König spielen erweckt in der Literaturszene Unverständnis.
„Once There Was a War” erscheint 1958 und ist eine Sammlung von Artikeln Steinbecks, als er am Zweiten Weltkrieg als Kriegsberichterstatter teilnahm.
1959 — Malory-Projekt
Die Steinbecks verbringen acht Monate in Somerset, England, wo er seine Forschungen und Arbeit am Malory-Projekt intensiviert. Aber letzten Endes muß er sich eingestehen, dem Vorhaben nicht gewachsen zu sein, es bleibt unvollendet.
1960-1961 — Kennedy
- Präsident John F. Kennedy, 1961
Quelle: Wikipedia
Nach dem Wahlsieg von John F. Kennedy (1917-1963|1961-1963) gehört Steinbeck zum größeren Kreis von Künstlern, Literaten und Intellektuellen, mit denen sich Kennedy umgibt. Er korrespondiert auch persönlich mit dem Präsidenten. Fahrt durch Amerika mit dem Pudel Charley.
Steinbeck unternimmt eine zehnmonatige Europareise mit Elaine, Thom und John: Britische Inseln, Frankreich, Italien. Er erleidet einen Schlaganfall.
Der Roman „Geld bringt Geld”, eine Kritik am Konsumverhalten, erscheint.
1962 — Nobelpreis
Den Nobelpreis für Literatur nahm Steinbeck mit gemischten Gefühlen entgegen. Er befürchtete, mit der Auszeichnung dem gesicherten Bildungsbestand hinzugefügt zu werden und selbst keine nennenswerte Literatur mehr schreiben zu können. Die „New York Times” warf die Frage auf, inwieweit die schwedische Akademie mit der zeitgenössischen amerikanischen Literatur vertraut sei - immerhin habe Steinbeck seine besten Romane bereits vor 30 Jahren geschrieben.
In seiner Rede bei der Preisverleihung wies Steinbeck darauf hin, daß sich Literatur nicht mit einer Bestandsaufnahme begnügen dürfe, sondern sich als moralisches Instrumentarium begreifen und für den Glauben an die Menschlichkeit einstehen müsse. Wer nicht an „die erwiesene Fähigkeit des Menschen zur Größe” glaube, sei nicht in der Lage, ernstzunehmende Literatur zu produzieren - eine Position, die von Schriftstellerkollegen wie John Dos Passos, John Salinger, Saul Bellow, Norman Mailer oder John Updike nicht geteilt wurde.
1963 — Johnson
Mit dem amerikanischen Präsidenten Lyndon B. Johnson (1908-1973|1963-1969) verband Steinbeck eine freundschaftliche Beziehung. Die Gattinnen hatten dasselbe College besucht, die Johnsons luden die Steinbecks zu Abendessen im kleinen Kreis und ließen sie im Weißen Haus übernachten.
Steinbeck musste sich mehreren Operationen unterziehen. Im Zusammenhang mit einem kulturellen Austauschprogramm reiste er nach Finnland, Polen, Österreich, Deutschland (wo er Günter Grass und Uwe Johnson traf) und in die Sowjetunion.
1964 — Pascal Covicis
Der Tod seines Freundes und symbiotischen Verlegers Pascal Covicis erschüttert Steinbeck sehr. Dazu kommen Sorgen um seine eigene Gesundheit, seine anhaltende Schaffenskrise und die schwierige Beziehung zu seinen Söhnen.
1966 — Vietnam
- Vater und Sohn Steinbeck mit Präsident Lyndon B. Johnson, Mai 1966 (LBJ Library photo by Yoichi Okam)
Quelle: Wikipedia
Steinbeck engagiert sich für Vietnam, polemisiert gegen die Friedenbewegung und setzt sich bei Präsident Johnson für seinen Sohn John ein, der mit den amerikanischen Truppen nach Vietnam will. Steinbeck selbst besucht ihn in Saigon und verbringt sechs Wochen bei den amerikanischen Truppen, geht mit den Männern in den Busch und übernachtet im schlammigen Regenwald. Er schreibt Reportagen, hinterfragt jedoch nicht den Sinn des Einsatzes. Sein Sohn John hingegen wird bei senem Einsatz zum überzeugten Pazifisten. Seine Eindrücke hält er in dem Buch In Touch fest, das allerdings erst 1969 nach dem Tod seines Vaters erscheint und in dem er auch die Vater-Sohn-Beziehung reflektiert.
Der Bildband „Amerika und die Amerikaner” ist John Steinbecks letztes zu Lebzeiten publiziertes Werk. Es ist ein gefälliger Band mit Essays und großformatigen Fotografien, ohne ein einziges Bild aus den vernachlässigten, verarmten Randgruppen. Amerika war für ihn - trotz aller Kritik, die er auch übte - immer doch ein Land der harmonischen kulturellen Vielfalt und der mutigen Visionen.
1967 — Rückzug
Die Südostasienreise ist Steinbecks letzte Reise. Eine schwere Rückenoperation im Herbst sowie eine Reihe von kleinen Schlaganfällen zwingen ihn zur Bettruhe. Für das Schreiben hat er keine Kraft mehr.
1968 — Tod
Seine letzten Monate verbringt er mit Elaine in Sag Harbour, bis er schließlich nach New York zurückkehren muss. Dort stirbt er am 20. Dezember in seinem Haus an Herzversagen, mit Elaine an seiner Seite. Seine Asche wird in seiner Heimatstadt Salinas, in „Steinbeck Country”, beigesetzt.
Das Werk
John Steinbeck pflegte einen naturalistischen und realistischen Stil, scheute aber Anklänge ans Phantastische nicht. Er porträtiert oft Menschen am Rande der Gesellschaft, einfühlsam, voller Sympathie und aus ihrer eigenen Sichtweise, ohne dabei überheblich oder herablassend zu sein. Besonders in seinen frühen Werken - „Stürmische Ernte”, „Früchte des Zorns” - setzt er ich vehement für die Armen und Entrechteten, für Landarbeiter und kleine Farmer ein. Ohne ein dogmatischer Linker zu sein, galt er in den konservativen Kreisen der dreißiger und vierziger Jahre als „Radikaler“.
Steinbeck gehört wohl zu den meistgelesenen amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts, innerhalb wie außerhalb der USA. Allerdings beurteilten Kritik und Literaturwissenschaft sein Werk eher distanziert, währennd es bei den Lesern großen Erfolg hatte. Heute spielen seine Werke im amerikanischen Literaturkanon keine wesentliche Rolle mehr, werden aber noch immer gerne gelesen.
Eine Handvoll Gold | Das Tal des Himmels (1932)
„Eine Handvoll Gold (Cup of Gold: A Life of Sir Henry Morgan, Buccaneer, with Occasional Reference to History)” ist die Geschichte des englischen Piraten Henry Morgan, der schließlich Gouverneur von Jamaica wurde. Der historische Bezug taucht allerdings nur in ungeschickt eingefügten Exkursen auf, das Leben des Piraten wird als sentimentale Gralssuche erzählt. Das an sich fesselnde Thema verliert durch die pathetische Sprache und die unerträgliche Melodramatik vieler Episoden - das Buch wurde von der Kritik nicht weiter beachtet.
„Das Tal des Himmels (The Pastures of Heaven)” ist eine Sammlung kürzerer Episoden über die Einwohner eines Tales etwa zwölf Meilen außerhalb von Monterey. In Steinbecks vertrautem Territorium agieren die unterschiedlichsten Nationalitäten, Charaktere und Berufe miteinander, wie es sie in ihren Eigenarten und Ambitionen nur in Kalifornien zu geben scheint.
„Sie erhoben sich von ihren Sitzen, etwas steif und froh, daß sie sich strecken konnten, und dann standen sie am Rande des Abhangs und blickten in das «Tal des Himmels» hinunter. Die Luft war wie ein goldener Schleier im Licht der letzten Sonnenstrahlen.”
Der fremde Gott (1933)
Der Roman „Der fremde Gott (To a God Unknown)” ist wie ein Gegenentwurf zu dem fast zeitgleich entstandenen „Tal des Himmels”, eine dramatische Geschichte von Unerbittlichkeit und Schicksalhaftigkeit. Allerdings fehlt ihr die ironische Distanz zu den holzschnittartigen und unnahbaren Figuren, mit denen man sich nicht identifizieren kann.
Tortilla Flat (1935)
Der episodische Roman „Tortilla Flat” ist der erste große Erfolg in Steinbecks Schriftstellerkarriere. Er weist thematische und strukturelle Parallelen zu den spätmittelalterlichen Rittergeschichten um König Artus auf - ein Thema, das ihn seit der Lektüre der Artusgeschichte „ Le Morte d'Arthur” (gedruckt 1485) des mittelenglischen Erzählers Thomas Malory nicht mehr losließ. Der Schelmenroman lässt im Personal Ähnlichkeiten zu Mac und seinen Freunden in „Die Straße der Ölsardinen” erkennen. Der Romantitel bezieht sich auf den hügeligen Stadtteil Tortilla Flat der kalifornischen Stadt Monterey.
Stürmische Ernte (1936)
Reportagen über die Notlage der kalifornischen Wanderarbeiter bilden die Grundlage des Romans „Stürmische Ernte (In Dubious Battle)”, in dem sich Steinbeck erstmals direkt mit den politischen Vorgängen um ihn beschäftigt. Er sieht sich nicht als Sympathiesant kommunistischer Aktivitäten, sondern es geht ihm um den „Krieg des Menschen gegen sich selbst”. Dennoch waren die drastischen Ungerechtigkeiten, die er in Monterey beobachtete, der konkrete Anlass für den Roman. Steinbecks Sympathien liegen eindeutig bei den ausgebeuteten Saisonarbeitern, deren Streik die Plantagenbesitzer mit angeheuerten Streikbrechern und der Polizei brutal niederschlagen.
Von Mäusen und Menschen (1937)
In der Erzählung „Von Mäusen und Menschen (Of Mice and Men)” geht es um die Zerstörung eines Lebenstraums. In einem ähnlichen Milieu wie „Stürmische Ernte” rückt das persönliche Schicksal zweier Männer in den Vordergrund - George und der geistig behinderte Lennie -, die auf der Suche nach Arbeit durch Kalifornien ziehen. Das Buch war ein großer Erfolg und machte Steinbeck zu einer bekannten Persönlichkeit. Den Titel des Kurzromans hatte Steinbeck dem Gedicht „An eine Maus” des schottischen Nationaldichters Robert Burns (1759–1796) entnommen.
Das Buch wurde mehrfach verfilmt, zuerst 1939 von Lewis Milestone, 1992 von Gary Sinise mit John Malkovich, Gary Sinise, Ray Walston u.a.
Der rote Pony (1938)
„Der rote Pony (The Long Valley)” ist eine Sammlung von Kurzgeschichten aus der Gegend um Salinas und Monterey. Sie handeln weniger von gesellschaftlichen Entwicklungen als von Begegnungen und Erfahrungen in der engen Gemeinschaft einer Kleinstadt.
Früchte des Zorns (1939)
Der sozialkritische Roman „Früchte des Zorns (Grapes of Wrath)” ist sicherlich das bekannteste, vermutlich beste Werk Steinbecks: Sein Opus Magnum. Er erzählt die Geschichte der Familie Joad, zunächst Farmer, dann Pachtfarmer, die von ihrem Hof in Oklahoma vertrieben werden. Mit einem schrottreifen Lastwagen reihen sie sich in den Strom der Migranten Richtung Kalifornien ein. Die Bemühungen von Tom und Ma, die Familie zusammenzuhalten, errodieren immer mehr unter den Strapazen der Reise und enttäuschten Erwartungen. Granma und Grandpa sterben, die Jungen, wie etwa Toms Bruder Noah, machen sich aus dem Staub, weil sie meinen, alleine besser durchzukommen. Die traditionellen Blutsbande werden allerdings durch Mitgefühl zu anderen und Solidarität ersetzt. In kurzen Zwischenkapiteln wird der Werdegang einer einzelnen Familie in einen größeren Zusammenhang eingeordnet, aus eine privaten Familiensaga wird die Geschichte eines Landes. Die Fertigstellung des Werks belastete Steinbeck psychisch, die Euphorie des Anfangs wechselte mit schweren Selbstzweifeln, das Buch könnte seinen Ansprüchen nicht genügen und nur mittelmäßig werden: „Ich will, daß es gut wird, und ich habe Angst, daß es mir entgleitet.”
Das Buch wurde ein Bestseller, bis Februar 1940 wurden 430.000 Exemplare gedruckt. Er wurde sowohl als „die Stimme der Unterdrückten und Ausgebeuteten“ gefeiert und als „Volksverhetzer“ verfolgt.
Im selben Jahr erhielt John Steinbeck den Pulitzer-Preis sowie den National Book Award. Das Time Magazine reihte es in die Kategorie „TIME 100 Best English-language Novels from 1923 to 2005” ein.
Ebenfalls 1940 wurde der Roman von John Ford mit Henry Fonda in der Hauptrolle verfilmt.
An den Pforten der Hölle (1943)
Von Juni bis Oktober ist Steinbeck in Europa und nimmt an der Landung der alliierten Truppen in Italien teil. Seine Tagebucheinträge und Reportagen erscheinen unter dem Titel „An den Pforten der Hölle (Once there was a War)”, nicht verherrlichend, sondern nahe an der Alltagsrealität der Soldaten. Allerdings reflektiert er die Kriegsmaschinerie selbst nicht, fragt nicht nach der Absurdität des Krieges.
„Man kann nicht viel von der Schlacht beobachten. Diese Gemälde in den Geschichtsbüchern, die lange Reihen marschierender Truppen zeigen, sind entweder idealisiert, oder aber die Zeiten und Schlachten haben sich geändert. ... Was der Korrespondent wirklich sah, war Staub, das gefährliche Explodieren von Granaten, niedrige Büsche und zerrissene Gräben.” (An den Pforten der Hölle)
Die Straße der Ölsardinen (1945)
„Die Straße der Ölsardinen (Cannery Row)” ist eine Reminiszenz an die verloren gegangene Heimat und Geborgenheit - ein nostalgischer Rückzug in eine fiktive Vorkriegsidylle. Es ist auch eine Hymne auf Ed Ricketts, auf den Geruch der Fischkonserven-Fabriken und die Kneipen im Hafenviertel von Monterey. Ocean View Avenue, das reale Vorbild für die Straße im Buch, wurde wegen des großen Erfolgs in Cannery Row umbenannt.
Die Perle | Autobus auf Seitenwegen (1947)
Die Novelle „Die Perle (The Pearl)” beruht auf einer mexikanischen Sage. Sie berichtet von den ungünstigen Folgen, die der Fund einer übergroßen Perle auf ihren Finder hat.
Die Parabel „Autobus auf Seitenwegen (The Wayward Bus)”, eine kürzere kalifornische Erzählung, erinner an den Propagandaroman „Der Mond ging unter”, unterscheidet sich allerdings durch individuell gezeichnete Charaktere und ein detailreiches Setting. Die Passagiere repräsentieren die verschiedenen sozialen Schichten Amerikas. Als der Bus im Schlamm steckenbleibt, sehen sich alle plötzlich vor eine Entscheidung gestellt.
Russisches Tagebuch (1948)
Der Bericht zu Steinbecks und Capas Reise in die Sowjetunion, „Russisches Tagebuch (A Russian Journal)”, erscheint. Es ist ein wesentliches literarisches und fotografisches Dokument der Sowjetunion unter Joseph Stalin.
Logbuch des Lebens (1951)
Das „Logbuch des Lebens (The Log from the Sea of Cortez)” wird mit einem Nachruf auf Ed Ricketts neu aufgelegt. Es beschreibt die sechswöchige Bootsreise im April 1940 mit Ricketts im Golf von Kalifornien, die die Basis für ihre tiefe Freundschaft legte.
Jenseits von Eden (1952)
„Jenseits von Eden (East of Eden)”, der Roman, den Steinbeck zum Prüfstein für seine Qualität als Schriftsteller erhoben hatte, wird von Publikum und Kritik unterschiedlich aufgenommen. Während die Leserschaft begeistert war und das Buch an die erste Stelle der nationalen Bestsellerliste rückte, bemängelten die Kritiker die Längen und stilistischen Schwächen, die ein besseres Lektorat hätte vermeiden können. Manche fanden auch, daß es einem Vergleich mit „Früchte des Zorns” nicht standhielt. Insgesamt aber waren sie von dem groß angelegten Entwurf beeindruckt.
„Jenseits von Eden” ist das Panorama zweier Jahrhunderte und zweier Großfamilien über drei Generationen hinweg. Schauplatz ist „Steinbeck Country”, und die Erinnerungen an Steinbecks Jugend in Salinas fließen immer wieder ein. Es ist ein moralischer Roman, in dessen Mittelpunkt der Kampf des Guten gegen das Böse steht, die Geschichte von Kain und Abel in einer modernen Form. Allerdings wirken manche Episoden ausufernd geschwätzig, einige Figuren sind sehr eindimensional.
Wonniger Donnerstag (1954)
Die Novelle „Wonniger Donnerstag (Sweet Thursday)”, eine Fortsetzung von „Die Straße der Ölsardinen”, bleibt bei der Kritik weitgehend unbeachtet, wird aber vom Publikum positiv angenommen.
Laßt uns König spielen (1957)
Der satirische Roman „Laßt uns König spielen (The Short Reign of Pippin IV)” erweckt in der Literaturszene Unverständnis: Tiefe, psychologische Plausibilität und eine stringente Handlung werden vermisst. Aber von den Lesern wird der Roman positiv aufgenommen. Mit der Thematisierung der politischen Situation in Frankreich wendet sich Steinbeck gegen gesellschaftliche Korruption, die gezwungen wirkende Heiterkeit und die zahlreichen Schwächen des amerikanischen Kulturbetriebs, die absurde Imitation europäischer Architektur und das hemmungslose Vertrauen in die Käuflichkeit.
Geld bringt Geld (1961)
„Geld bringt Geld (The Winter of Our Discontent)” ist Steinbecks Kritik am Konsumverhalten, an der Profitgier und der moralischen Skrupellosigkeit vieler Amerikaner. Es ist sein einziger Roman in der Ich-Perspektive. Die zahlreichen Schwächen verstellen den Blick auf den konsequenten Determinismus.
Meine Reise mit Charley (1962)
„Meine Reise mit Charley (Travels With Charley: In Search of America)” beschreibt Steinbecks Reise mit seinem Pudel Charley in einem Wohnmobil, „Rosinante” genannt. Die elfwöchige Reise führt durch insgesamt 34 Bundesstaaten und vermeidet große Städte und Sehenswürdigkeiten. Allerdings kommen Steinbeck immer öfter Zweifel, ob sich Amerika auf diese Weise begreifen ließe.
2002 neu übersetzt: „Die Reise mit Charley: Auf der Suche nach Amerika”
Amerika und die Amerikaner (1966)
Der Bildband „Amerika und die Amerikaner (America and Americans)” ist das letzte zu Steinbecks Lebzeiten publizierte Werk. Es ist ein gefälliger Band mit Essays und großformatigen Fotografien, ohne ein einziges Bild aus den vernachlässigten, verarmten Randgruppen. Amerika war für ihn - trotz aller Kritik, die er auch übte - immer noch ein Land der harmonischen kulturellen Vielfalt und der mutigen Visionen.
Was blieb
John Steinbeck ist einer der wichtigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, der die Menschen mit seinen Büchern nachhaltig bewegt und beeindruckt hat. Monterey schmückt sich mit seinem Namen, die Ocean View Avenue wurde in Cannery Row umbenannt. Sein Geburtshaus in Salinas ist heute ein Steinbeck-Museum mit Restaurant.
- Kalifornien, Salinas, August 2016
Geburtshaus von John Steinbeck, heute Museum und Restaurant
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Zwei Blocks entfernt befindet sich das National Steinbeck Center, das einzige Museum Amerikas, das einem einzelnen Autor gewidmet ist.
Die Literaturkritik hat John Steinbeck jedoch immer distanziert gesehen und ihn als Heimat- und Volksschriftsteller abgetan. Diese fast Ablehnung zieht sich bis in die Gegenwart. So wird er in der Amerikanischen Literaturgeschichte (2010) nur zwei Mal beiläufig erwähnt. Im deutschsprachigen Raum bemüht sich nur der Deutsche Taschenbuch Verlag um sein Werk und führt 16 Titel des Autors.
Im Gegensatz zur Literaturkritik schätzen viele seiner Schriftstellerkollegen Steinbeck als großen Schriftsteller und Chronisten seiner Zeit. Im Dezember 2007 nahmen der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger und die First Lady Maria Shriver Steinbeck in die California Hall of Fame auf, eine Ehrung, die sein Sohn John entgegennahm.