Von der Burg zum Schloss
Burgen
Die Burg, ein in sich geschlossener, bewohnbarer Wehrbau, war ein reiner Zweckbau. Ihre Bedeutung hatten sie vom 12. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, bis die Artillerie den Schutz durch dicke Mauern fragwürdig machte. Allerdings wurden Burgen auch noch später umkämpft, wie etwa die Burg Sachsengang in den Napoleonischen Gefechten um Wagram. Eine herausragende Rolle spielte die Burg im Mittelalter, in dessen Verlauf in Europa eine bis dahin unerreichte Vielzahl von Burganlagen entstand und die Burg als Institution eng mit der Organisationsform der Grundherrschaft verbunden war. Architekturgeschichtlich ist die mittelalterliche Burg als bewohnter Wehrbau vom neuzeitlichen Schloss als unbefestigtem adligen Wohn- und Repräsentativbau einerseits und von der rein militärisch genutzten Festung andererseits unterschieden.
Eine Festung ist eine eigenständige Wehranlage permanenter Bauart, die systematisch für die Verwendung von und den Schutz gegen Feuerwaffen eingerichtet ist. Festungen wurden seit dem 15. Jahrhundert als Reaktion auf den Einsatz schwerer Pulvergeschütze erbaut und waren bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts üblich. Sie konnten der Grenz- oder Küstensicherung dienen, den Ausgangspunkt einer Offensive bilden und sich zurückziehende Heere aufnehmen. Darüber hinaus wurden manche Festungen als Verwaltungssitz, Gefängnis oder Aufbewahrungsort staatlicher Finanzreserven genutzt.
Mit dem Verlust des Schutzes durch die Burg ging die Wohnkultur der gehobenen Stände neue Wege. Es entstand das Bedürfnis nach größerem Wohnkomfort, nach geselligem Leben in den aufblühenden Städten. Der Repräsentationslust des Adels war das einsame und beengte Leben in unzugänglichen Festen nicht mehr adäquat. Mit der Entstehung der Stadtresidenzen, in der die Repräsentation im Vordergrund des fürstlichen Lebens steht, endet die Bedeutung der festen Burg.
An Schloss Orth im niederösterreichischen Marchfeld lässt sich der Übergang von der Burg zum Schloss auch optisch gut nachvollziehen: Die dreigeschossige, dreiflügelige Anlage mit vier dominierenden Ecktürmen stammt teilweise aus dem 12. Jahrhundert, wurde nach Zerstörungen im Ersten Österreichischen Türkenkrieg 1529 wieder aufgebaut und 1680 um den westseitigen Zubau des sogenannten Neuschlosses zur Schloss-Residenz aufgewertet.
Wasserburg
Die Wasserburg nimmt eine Zwischenstellung ein. Sie kombiniert die Sicherheit der Burg - Wassergraben, Ecktürme, Schießscharten, Zugbrücke - mit dem Glanz des Schlosses. Den meist viereckigen Innenhof umgeben gleichhohe Wohntrakte, die gleichzeitig Wehrmauern nach außen bilden.
Wasserburgen verfügen über einen angelegten - Wassergraben, Teich - oder einen natürlichen Schutz - Fluss, Insel. Der Zugang erfolgte über eine Zugbrücke.
Schlösser
Das Schloss ist ein prunkvoller Wohn- und Repräsentationsbau des Adels, bei dem die Wehrhaftigkeit keine Rolle mehr spielt. Um 1500 sind Burg und Schloss noch wehrhaft und zugleich schon repräsentativ. Die architektonische Trennung erfolgte in der Renaissance, begrifflich wurde sie nicht immer konsequent vollzogen, wie zB. bei der Wiener „Hof-Burg” oder dem „Schloss Laxenburg”. Oft wird die alte Burg um einen neuen Schlossteil erweitert, andere werden zu Schlössern umgebaut.
War es bei der Burg der Turm, der ihr Erscheinungsbild bestimmte, so ist es im Schloss die Trias Prunkfassade-Treppenhaus-Festsaal, eine ganz auf die Entfaltung des ungefährdeten, prachtvollen Lebens zugeschnittene Bauform. Der ehemals kleine Burggarten entwickelt sich zum Schlosspark, den man von der Sala terrena, dem Gartensaal her erreicht.
Hier ist die heitere Schauseite des Schlosses, während sich über dem Der vor dem Hauptbau liegende, von Flügeln eingefasste Empfangshof (französisch »cour d'honneur«) eines Schlosses. Unverzichtbarer Bestandteil des Schlossbaus waren Ehrenhöfe im Barock. Im 19. Jh. finden sich Ehrenhöfe auch vor bedeutenden öffentlichen Gebäuden.Ehrenhof sichtbar die Prunkfassade erhebt. Alle Dekorationsformen, Wandplastik, Heraldik, Puten, Säulen oder Pilaster erscheinen an der Außenfront.
Das Treppenhaus führt zum Festsaal im ersten Stock. Großartigere Ensembles sind der bildenden Kunst in späteren Profanbauten nicht mehr gelungen.
Die auf das französische Vorbild von Versailles zurückgehende ausgedehnte Schlossform entwickelte sich in Österreich erst ab 1683, dem endgültigen Sieg über die Türken. Nur der hohe Adel konnte diese Bauten errichten: allen voran natürlich die Habsburger, aber auch Prinz Eugen von Savoyen, die Esterházy, die Pálffy, die Kinsky, die Schönborn, die Schwarzenberg und andere. Vater und Sohn Fischer von Erlach, Lukas von Hildebrandt sind die wohl bekanntesten Baumeister jener Zeit. In Wien bauten sie die Stadtpalais, im Marchfeld die Sommerresidenzen, die Jagd- und Lustschlösser.
An den Marchfeld-Schlössern in Österreich lässt sich der Wandel der Baugeschichte von der Burg zum Schloss besonders gut studieren:
- Sachsengang und Orth sind als mittelalterliche Wehrburgen erhalten geblieben,
- Bockfließ ist ein typischer Vierkanter aus der Übergangszeit zur Renaissance,
- Marchegg, Eckartsau, Schloss Hof, Niederweiden und Obersiebenbrunn verkörpern die große Zeit des adeligen Barocks in Österreich,
- das 19. Jahrhundert zeigt sich dann im Schloss Matzen.
Residenzen
Der Begriff Residenz steht für:
- allgemein für Amtssitz
- den temporären Sitz eines Herrschers im Mittelalter (Hoflager)
- den Amtssitz eines weltlichen Herrschers (Regierungssitz)
- die Hauptstadt eines monarchischen Territoriums (Residenzstadt)
- ein Schloss als Hauptsitz eines Herrschers (Residenzschloss)
- den Amtssitz eines geistlichen Fürsten (Bischofsresidenz)
- den repräsentativen Amtssitz eines Botschafters (Botschaft)
- ein kleineres Kloster in den Franziskanischen Orden mit geringeren Rechten als ein Konvent (Kloster)
- für eine moderne Form eines Altersheims oder einer betreuten Wohneinrichtung für Ältere (Seniorenresidenz als Begriff der Vermarktung)
Eine spezielle Ausprägung der Residenz ist die Sommerresidenz (oder auch Sommerschloss oder Sommersitz).
Darunter versteht man ein Schloss oder eine Burg, welche nur vorübergehend - vor allem im Sommer - bewohnt wurden und die sich häufig in relativer Nähe zum eigentlichen Stammsitz des Erbauers befanden. Im übertragenen Sinn wird damit auch der Standort eines Sommerschlosses oder ein sonstiger, vorübergehend genutzter „Sommeraufenthaltsort“ von Herrschern bezeichnet, wie zum Beispiel eine Ortschaft, oft ein Kurort, eine Region oder eine Insel. Noch heute existieren solche Sommerresidenzen in monarchisch regierten Ländern, aber auch in Republiken als Sommersitz des jeweiligen Staatsoberhauptes - wie u.a. in Österreich (Jagdschloss Mürzsteg/Steiermark) oder Tschechien.
Palast - Herrenhaus
Ein Palast ist ein - meist in einer Stadt - erbauter, schlossähnlicher und repräsentativer Prachtbau. Der Begriff „Palast“ findet sich in fast allen europäischen Sprachen wieder (z. B. ital. palazzo, franz. palais, engl. palace, span. palacio, poln. pałac, nl. paleis) und kann weitgehend mit den Worten „Schloss“ und „Residenz“ gleichgesetzt werden. Bereits ab der Gotik in Italien, spätestens ab der Renaissance, bezeichnete ein „Palazzo“ ein monumentales, unbefestigtes Wohngebäude des weltlichen oder kirchlichen Bauherrn, im Gegensatz zur Villa aber in der Stadt gelegen und im Gegensatz zu einem Residenzschloss, das hier als „Reggia“ bezeichnet wird, oder zur Burg, die man hier „Castello“ nennt.
Als Herrenhaus wird ein von Landadligen oder Gutsherren bewohntes Gebäude bezeichnet, soweit es sich dabei nicht um ein Schloss handelt; die Bezeichnungen werden jedoch häufig synonym, besonders für große, künstlerisch gestaltete Anlagen benutzt. Im eigentlich Sinne ist ein Herrenhaus ein Gebäude in adligem Besitz, das nicht durch den Landesherren bewohnt wird.
Jagdschlösser
Das Jagdschloss diente hauptsächlich zur Unterbringung von Herrscher und Hofstaat anlässlich der Jagd in der Region. Meist wurde hier das die Jagd beschließende Bankett begangen, manchmal diente es auch für Feste und ähnliche Veranstaltungen. Es hat immer einen Bezug zur Jagd. Ein eindrucksvolles Beispiel für ein Jagdschloss ist das dritte von Prinz Eugen von Savoyen erworbene Schloss Niederweiden im Marchfeld. Es diente vor allem seiner Jagdleidenschaft, wofür die erhaltene Wildküche Zeugnis gibt.
Kleinere Anlagen, Jagdhaus genannt, sollten nur ein paar wenigen Personen vorübergehend Beherbergung bieten können, auch wenn sie in feudalem Rahmen erbaut wurden.
Lustschlösser
Als Lustschloss (französisch Maison de plaisance, was sowohl „Landhaus“ als auch frei übersetzt „Lusthaus“ - von plaisir: „Lust“, „Freude“, „Vergnügen“ - bedeutet) bezeichnet man ein kleines Schloss zumeist fürstlicher Bauherren, das dem privaten Vergnügen diente und abseits von Hofzeremoniell und Staatspflichten in der Freizeit bewohnt oder besucht wurde und sich meist in der Nähe größerer Residenzen befand.