Herkunft der Inka
Über die Herkunft der Inka gibt es mehrere Mythen. Tatsächlich waren sie bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts nur eines von mehreren Völkern im Talbecken von Cuzco. Erst im Verlauf des 14. Jahrhunderts wurden sie zu einer Grundherrschaft (señorío), als sie begannen, die Nachbarvölker in einem gewissen Grad zu beherrschen. Erst im 15. Jahrhundert entwickelten sie eine eigentliche staatliche Organisation, als sie von Nachbarvölkern wie den Chanca und anderen Gruppen vom Titicacasee angegriffen wurden.
Bis dahin war der Herr von Cuzco nicht viel mehr als einer von vielen curaca (Führer einer ethnischen Gruppe). Der Sieg über die Chanca verlieh dem Inka großes Ansehen, er wurde zum Hatun curaca, zum „Großen Herrn”. Der siegreiche Yupanqui wurde 1438 zum Inka gekrönt und nahm den Namen Pachacuti an. Unter seiner Herrschaft begann der Prozeß der territorialen Expansion, auf dessen Höhepunkt das Inkareich ein Gebiet von annähernd 5.000 Kilometer Länge entlang der Anden vom heutigen Kolumbien bis Chile umfasste.
Ihre Hauptwurzeln hat die Inkakultur in der Tradition von Ayacucho, Nazca und Tiahuanaco oder Huari. Obwohl zwischen dem Untergang der letzten Andenkulturen von Tiahuanaco und Huari und dem Aufblühen der Inka mehrere Jahrhunderte lagen, finden sich bei den Inka zahlreiche Elemente dieser früheren Gesellschaften wieder: die kosmische Zahl Vier, Elemente in der Architektur, Gottheiten wie Sonne und Mond sowie den Schöpfergott Viracocha, Bewässerungsfeldbau, Textilkunst und soziale Organisation auf Grundlage der Hälftenteilung.
Das Inkareich
Tawantinsuyu
- Die Ausdehnung des Inkareiches und des Chimúreiches, 1370-1532
Quelle: Wikipedia
Das heute als Inkareich bezeichnete Reich hieß eigentlich Tawantinsuyu. Das aus dem Quetschua stammende Wort bedeutet „Reich der vier Weltgegenden oder Himmels­richtungen”, „vier zusammengehörige Gebiete” oder „Land der vier Teile”.
Die vier Teile trafen im Zentrum Qusqu (Cusco) aufeinander:
Antisuyu - das östliche Tiefland Perus
Chinchaysuyu - der Nordteil reichte bis in das heutige Kolumbien
Kuntisuyu - das kleinste Teilreich im Westen an der Pazifikküste
Qullasuyu - der Südteil reichte bis in das heutige Argentinien und Bolivien.
Der Begriff „Inka”
Inka war zunächst ein Titel für durch Geburt oder aufgrund besonderer Verdienste eingesetzte Herrscher, ähnlich wie die Cäsaren in Rom. Später übertrug sich dieser Hoheitstitel auf das Volk, dessen ursprünglicher Name unbekannt ist, und auf die gesamte Kultur.
Säulen der Inka-Herrschaft
Von 1438 bis 1532 hatten die Inka den größten indigenen Staatsapparat der Neuen Welt aufgebaut und regiert, ein multiethnisches Gebilde aus 200 Volksgruppen, mit Cusco als Hauptstadt und dem sagenumwobenen Herrschersitz Machu Picchu im unzugänglichen Gebirge. Ihre Herrschaft beruhte auf mehreren Säulen:
- der Reziprozität,
- der Doppelherrschaft,
- Mitma und Mit'a,
- Yanacona und Camayos,
- der Hauptstadt Cusco,
- den Inka-Straßen,
- der Verwaltung der Ressourcen,
- der Religion und der Architektur.
Es war ein Diktatorenregime, das sich auf militärische Gewalt und und auf ein ausgeklügeltes System politischer Machterhaltung verließ. Die Herrscherclique verfuhr nie anders mit Menschen, als sie nach Belieben gruppenweise in ihre militärische und wirtschaftliche Hierarchie einzubauen. Eigener Wille war nicht vorgesehen: Kinder wurden als Neugeborene registriert, Erwachsene den Arbeitsbrigaden zugeteilt, schöne Jungfrauen als Dienerinnen in Dienst genommen - oder vorgemerkt als Opfer im ewigen Frost. In weiten Teilen funktionierte der Inkastaat wie eine sozialistische Diktatur - die Fäden in den Händen von Kontrollfreaks, und über allem: die „Partei”.
Reziprozität
Im Inkareich beruhten Handel und militärische Allianzen auf Reziprozität, dem Prinzip der Gegenseitigkeit. So wurden nach dem Sieg über die Chanca die benachbarten señoríos mit Geschenken überhäuft und gefeiert, um sich als Gegenleistung an der Anlage und Füllung von Lebensmittelspeichern und am Wiederaufbau von Cuzco zu beteiligen.
Ähnlich ging der Sapa Inka (der Inkakönig) bei der Eroberung weiterer Gebiete vor. Ein Bote überbrachte dem gegnerischen Herrscher das Angebot einer freundschaftlichen Allianz, besiegelt durch eine Heirat mit einer adligen Frau. Der Preis dafür war die Übergabe der Macht sowie die Anerkennung der imperialen Religion. Im Unterschied zu den bis dahin gepflegten eher lockeren Bündnissen von Häuptlingstümern bestanden die Inka auf der völligen Unterwerfung unter ihre zentrale Administration. Der Tausch Macht gegen Privilegien konnte zu langen, freundschaftlichen Beziehungen führen, die an den Inka-Herrscher selbst gekoppelt waren. Nach der Übernahme wurden meist Teile der Bevölkerung zwangsumgesiedelt.
Lehnte der fremde Herrscher das Angebot jedoch ab, wurden die Gebiete mit militärischer Gewalt unterworfen, der bisherige Herrscher getötet. So wurde etwa die Hauptstadt der Chimú, Chan Chan, aufgrund ihres Widerstandes dem Erdboden gleichgemacht.
Die lokalen Autoritäten wurden nicht ihrer Macht entkleidet, sondern durch die Aufrechterhaltung der Illusion von Autarkie und Selbstbestimmung im Gegenteil zur Kooperation gestärkt. Damit war es möglich, die traditionelle Loyalität der jeweiligen ethnischen Gruppen und Siedlungen zu ihren lokalen und regionalen Machthabern zu nutzen und auf die Herrschaft der Inka zu übertragen. Anders wäre ein Reich mit über 200 ethnischen Gruppen, mit völlig unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen, Religionen und Sprachen, die die verschiedensten ökologische Regionen - von den tropischen Regenwäldern bis zur trockensten Wüste der Welt - besiedelten, nicht möglich gewesen.
Das komplexe Prinzip der Reziprozität fand auch darin Anwendung, wenn der Inkastaat im Gegenzug zu den Verpflichtungen der mit'a und mitma für die Ernährung, Kleidung, Wohnraum und Werkzeuge der Dienstverpflichteten sorgte und große religiöse und zeremonielle Feste veranstaltete.
Doppelherrschaft
Die Inka wandten ein System der Doppelherrschaft, der dualen Macht an: jeder Herrschaftsbereich, jedes señorío (Herrschaftsgebiete aus präkolumbischer Zeit) wurde, meist nach topographischen Gesichtspunkten, in zwei Hälften, Saya genannt, geteilt. Doppelherrschaft war bereits in den Andenkulturen anzutreffen, die vor den Inka bestanden. Die obere und untere bzw. rechte und linke Hälfte wurde von jeweils einem Chef regiert, wobei der der wichtigeren Hälfte den Vorrang gegenüber dem anderen hatte. Oft gab es nicht nur einen Chef für eine Hälfte, sondern einen zweiten, der einer sozial niedrigeren Klasse entstammte und eine Art Mitarbeiter des Oberchefs war - eine vierfache Machtaufteilung. Dieses Konzept entsprach nicht nur einem System zur Organisation der Macht, sondern auch der Vorstellung der Inka von der horizontalen Einteilung von Raum und Land.
Möglicherweise sind auch die 14 Inka-Herrscher nicht als eine lineare, chronologische Reihenfolge zu sehen, sondern beruhen auf dem Missverständnis der Konquistadoren, die von einer europäischen Linearitätsvorstellung ausgingen. Genauso denkbar ist, daß die beiden Inka-Linien nicht nacheinander, sondern gleichzeitig regiert hätten.
Mitma und Mit'a
Zentrum der Gesellschaft waren die Ayllu („Stamm, Clan, Sippe, Hausgemeinschaft, Familie”). Bildeten ursprünglich ausschließlich Blutsverwandte ein Ayllu, so wurde in der Inkazeit daraus einen territoriale Einheit - alle, die einem Wohnort angehörten. In diesem Rahmen gab es kollektives Eigentum an Land, Nutztieren und Ernte, wurde die Landarbeit gemeinsam verrichtet. Da es im Inkareich kein Geld gab, mussten die Menschen Steuern in Form von Arbeitsleistung für die Inka (mit'a) erbringen. Diese periodische Arbeitsleistung erfolgte in Form von Kriegsdienst, Straßenbau, in der Landwirtschaft und in Bauvorhaben der Inka.
Ein anderes wesentliches Herrschaftsprinzip war mitma, die Umsiedlung von Teilen oder ganzer Völkerschaften. Das strategische Ziel dieser Umsiedlungen war, die dem Reich eingegliederten Völker kulturell und ethnisch von ihren Wurzeln zu trennen und statt einer einheitlichen Bevölkerung mit gemeinsamer Sprache, Tradition und Identität eine multi-ethnische Besiedlung zu schaffen, um Aufständen vorzubeugen. Umgesiedelte und einheimische Bevölkerung betrachteten einander oft mit Mißtrauen und verbündeten sich nicht gegen die Inka. Auch waren die verschiedenen Ethnien verpflichtet, ihre traditionelle Kleidung, Haartracht und Lebensweise zu behalten, so dass sie als Angehörige ihres Stammes leicht erkennbar blieben.
Mit der Eingliederung oder Eroberung eines neuen Gebietes wurde auch die landwirtschaftliche Fläche neu verteilt: etwa ein Drittel wurde vom Staat - die Inka-Adeligen und ihre Bürokratie - beansprucht; das zweite Drittel für den Sonnenkult und den Klerus; das letzte Drittel stand im kollektiven Eigentum des Ayllu. Privaten Besitz an Land gab es nicht, damit konnte der Einzelne auch keine Gewinne aus Überschüssen erwirtschaften.
- Peru, Urubambatal, Mai 2012
Beispiel für die Terrasierung
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Durch Terrassierung und Bewässerung vermehrten die Inka die gesamte Anbaufläche. Auch mit der Einführung von Lama- und Alpaca-Herden in solchen Gebirgsregionen, in denen sie bisher nicht heimisch waren, und mit der Einflussnahme auf die angebauten Feldfrüchte erhöhten sie die Effizienz in der Landwirtschaft. Mit den so erwirtschafteten Überschüssen wurden Vorräte in separaten Speichern (qullqa) des Inka und der Tempel gesammelt. Diese Vorräte ermöglichten widerum den Einsatz einer großen Zahl von Menschen als Mitmaq für den Bau von Terrassen, Festungen, Tempeln, Palästen, Straßen, Brücken, Bewässerungskanälen und in Bergwerken. Auch entsprachen die Vorräte dem System der Reziprozität und ermöglichten die Kompensation von Ernteausfällen.
Yanacona und Camayos
Die Inka schufen mit einem speziellen, erblichen Status einzelner Personen und ihrer Familien eine weitere Arbeitsbeziehung zum Staat: der Yanacona als persönlicher Gefolgsmann eines Inkaherren, dem er zeitlebens zur persönlichen Treue verpflichtet war. Dafür war er von der landwirtschaftlichen Arbeitssteuer und von Umsiedlungen ausgenommen. Die Yanacona übten unterschiedliche Tätigkeiten aus: Sammeln von Brennholz, Hüten einer Lamaherde, Weben von Stoffen, Ernte von Cocablättern, Träger beim Heer, Wächter eines Depots des Inka oder Beamter eines Provinzgouverneurs in der Beaufsichtigung von Kolonisten.
Die Camayos arbeiteten wie die Yanaconas in den Inka-Haushalten, waren von der landwirtschaftlichen Arbeitssteuer befreit, erlangten aber nicht die Vertrauens- und Machtstellungen der Yanaconas. Die Camayos waren spezialisierte Handwerker, die auf ihren Beruf lebenslang festgelegt waren. Der Status des Camayo war erblich; besondere Leistungen brachten Ehre und Prestige, ein sozialer Aufstieg war jedoch nicht möglich.
Hauptstadt Cuzco
Die Hauptstadt Cuzco, das rituelle und politische Zentrum, war ein architektonisches Vorzeigeobjekt, das jeden Besucher zum Staunen bringen sollte. Cuzco war für die Inka Symbol ihrer Macht, Mittelpunkt ihres Reiches, Schnittpunkt ihrer Straßen, Ausdruck ihrer Vorstellung einer kosmischen Ordnung. Stil und Bauweise setzten sich schnell überall im Reich durch, wobei aber immer die Umgebung berücksichtigt wurde. Die gewaltigen Granit-Bauten waren auch eine Demonstration der Macht, potentielle Feinde sollten beeindruckt werden. Cusco war das geografische und spirituelle Zentrum des Imperiums.
- Peru, Cuzco, Mai 2012
die Hauptstadt der Inka heute
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Die auf 3.400 Meter über dem Meer liegende Stadt zwischen den Flüssen Saphy und Tullumayo hatte mehr als 20.000 Einwohner. Entsprechend dem Weltverständnis der Inka war die Stadt in vier Regionen (suyus) organisiert. Sie befand sich an dem Punkt, an dem die vier Reichsteile zusammentrafen. Physisch war Cusco in eine obere (Hanansaya) und untere (Hurinsaya) Hälfte geteilt. Diese Hälften waren ihrerseits nochmals in je zwei Viertel geteilt. Die Viertel hatten ihren Ausgangspunkt in dem Coricancha genannten sakralen Gebäudekomplex, dem heiligsten Ort der imperialen Stadt und wahrscheinlich des Universums.
- Peru, Cuzco, Mai 2012
Blick auf die Plaza de Armas
Foto © www.bilderreisen.at/Sarina Reinthaler (cc)
Der Haucaypata, der zentrale Platz Cuscos, war ebensfalls ein sakraler Ort. Hier versammelten sich mehrmals im Jahr Tausende Menschen zu den aufwändigen Festen der Inka: Sommer- und Wintersonnwende, Feste zu Ehren des Mais. Zu diesen Festen wurde die Mumien der ehemaligen Inka-Herrscher aus ihren Palästen geholt und in der chronologischen Reihenfolge ihrer Regierungszeit präsentiert.
In der Mitte des Platzes gab es eine steinerne, mit Gold verkleidete Plattform, auf der Inka-Adelige wichtige Rituale ausführten.
- Peru, Cuzco, Mai 2012
Plaza de Armas, Kathedrale
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Der zentrale Platz war von den Palästen der Inka-Herrscher umgeben. 1559 wurde der nun Plaza de Armas genannte Platz durch den Bau der Kathedrale verkleinert.
- Peru, Cuzco, Mai 2012
eine der engen Gassen in Cusco
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Zur Zeit seiner Hochblüte bestand Cusco aus einem System loser, gitterförmig angeordneter Gebäudekomplexe, unterteilt durch enge Straßen. Die Gebäude waren durch dicke Mauern aus fein gearbeiteten Steinen von der Straße abgetrennt. Insgesamt ist von der alten Struktur aufgrund der langen Belagerung 1536 und dem großen Erdbeben von 1650 nur wenig erhalten. Aber die Reste der Inka-Architektur genügten, um die Stadt 1983 zum UNESCO-Weltkulturerben zu ernennen.
Inka-Straßen
Die Inka-Straßen bildeten ein insgesamt ungefähr 30.000 Kilometer umfassendes Straßennetz, das das Inka-Reich lückenlos erschloss. Aber es war nicht nur ein Straßennetz, sondern auch ein komplexes Verwaltungs-, Transport- und Kommunikationssystem, vom Staat gebaut und erhalten.
- Peru, Ollantaytambo, Mai 2012
Inka-Straße
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Vier Hauptstraßen begannen im Zentrum von Cusco. Zwei bildeten parallele Hauptrouten in Nord-Süd-Richtung: Die Anden-Hauptstraße Qhapaq Ñan (auch Königsstraße der Anden oder Große Inkastraße) führt durch die Anden von Cusco nach Quito. Die andere Hauptstraße verläuft entlang der Pazifikküste vom Süden Ecuadors bis Chile und Argentinien - etwa so, wie heute die Panamericana. Von den Hauptstraßen abzweigend führten Straßen zu allen Orten des Reiches, auch in entlegenere Regionen im Amazonasgebiet.
Die Straßen waren ihrer Umgebung perfekt angepasst. Dämme führten durch Sümpfe, Hängebrücken über Schluchten. Die Hauptstraßen waren bis zu acht Meter breit und sorgfältig gepflastert. Andenpässe überwanden sie als schmale, in Stein gehauene Treppen. Einige Straßen führten zu bedeutenden Heiligtümern. Manche Abschnitte waren so angelegt, daß Bergheiligtümer sichtbar wurden. Der „Vorteil” der Inka beim Straßenbau war, daß sie das Rad nicht kannten und daher die Straßen nur begehbar, aber nicht befahrbar anlegen mußten.
In regelmäßigen Abständen von elf Meilen waren normierte tampu (span. tambo) angelegt, die als Raststätten mit Übernachtungsmöglichkeit den Chaskis, Beamten und Kriegern Proviant und Herberge boten. In angrenzenden Magazinen waren Waffen, Kleidung und Ausrüstung für die Inka-Armee eingelagert.
- Peru, Ollantaytambo, Mai 2012
die Festung Ollantaytambo als großes „tambo”
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Entlang der wichtigen Achsen errichteten die Inka „kleine Cuzcos”, Macht- und Verwaltungszentren nach Vorbild der Hauptstadt. Die Straßen gehörten dem Staat. Botenläufer, ebenso wie zur Umsiedlung gezwungene Gruppen und das Heer waren ständig auf ihnen unterwegs. Lamakarawanen transportierten Luxusgüter und Ernteerträge.
Die Verbindung zwischen Cusco und Quito war wohl die wichtigste im Reich. Für die über 3.000 Kilometer lange Strecke waren 375 Meldeläufer erforderlich, die Nachrichten innerhalb von 3-5 Tagen überbringen konnten. Die Spanier mit ihren Pferden benötigten 12-13 Tage.
Auch der Inka selbst reiste auf diesen Straßen, in einer Sänfte getragen, umgeben von hochrangigen Fürsten und seinem engsten Hofstaat.
Verwaltung der Ressourcen
Jeder nicht-adelige Mensch musste Steuern in Form von Arbeitsleistung, der m'ita, entrichten. Mehrere Monate im Jahr leisteten die Menschen Kriegsdienst oder beteiligten sich an großen staatlichen Bauwerken, gingen in die Minen oder stellten Keramiken her.
Die wirtschaftliche Basis des Inka-Reiches waren der Feldbau und die Zucht von Lamas und Alpakas. Da es keine Märkte gab, musste der Überschuss einmal im Jahr in Wiederverteilungszentren gebracht werden,. Als Gegengabe erhielten die Menschen Güter, die in ihrer Region nicht produziert wurden. Die Lager der Inka, collca, waren riesig. Das große Verdienst der Inka war, durch die Ausgabe von Nahrungsmitteln und Saatgut in Notzeiten den Hunger besiegt zu haben.
- quipu. aus: Meyers Konversationslexikon, 4. Auflage, Leipzig 1888 / Wikipedia
Die Inka kannten keine Schrift. Ihr Reich und die Ressourcen organisierten sie mit der quipu. Diese besteht aus verschieden­farbigen Schnüren mit Knoten und ist ein Instrument zur Aufzeichnung von statistischen und historischen Daten. Die Zahlen, die in den Schnüren stecken, konnten entschlüsselt werden. Die Inka benutzten ein dezimales Stellenwertsystem mit einer Vorstufe der Zahl Null: Hatte am Faden eine Stelle keinen Wert, so befand sich dort auch kein Knoten. Bis zur Zahl 10000 war die Darstellung möglich. Vermutet wird, daß die Schnüre auch nicht-numerische Elemente enthalten, doch gibt es dafür bisher keine Belege.
Religion
Die Inka etablierten den Sonnenkult als Staatsreligion. Bei der Eingliederung anderer Gruppen zerstörten sie alte Ritual- und Versammlungsplätze und überbauten sie mit typischer Inka-Architektur.
Zwei Grundprinzipien prägten die Religion der Inka. Erstens: die Natur ist beseelt. Gestirne, Erde, Seen und Steine sind lebendig und haben gute sowie schlechte Eigenschaften. Sie alle sind Heiligtümer, huacas. Zwischen ihnen gibt es Hierarchien und Zuständigkeiten. Der höchste Gott war vermutlich Viracocha, der Schöpfergott. Neben ihm standen die männliche Sonne, Inti, und der weibliche Mond, Mama Quilla, als sich ergänzendes Gegensatzpaar.
Das zweite grundlegende Konzept ist das Opfer. Die Götter erschufen die Welt und überließen sie den Menschen zur Nutzung. Durch stetiges opfern von Nahrung, Tieren und zu besonderen Anlässen von Menschen wird den Göttern gedankt. Jede Gottheit hat ihre eigenen Opferrituale, die in einem Ritualkalender festgelegt waren. Er strukturierte und bestimmte den Alltag.
- Bolivien, Titicaca-See, Mai 2012
Opfergaben im Museum auf der Isla del Sol
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Einmal im Jahr und zusätzlich beim Tod eines Sapa Inka fand das große Capaccocha-Ritual statt, der Höhepunkt des imperialen Opferzyklus. Hierfür brachten curacas die bedeutendsten Götterfiguren aus dem ganzen Inka-Reich nach Cuzco. Diese wurden auf dem Hauptplatz versammelt und vom Inka nach der Zukunft befragt. Andere Menschen pilgerten ebenfalls nach Cuzco und brachten Opfergaben wie Platten aus Gold und Silber, die während des Rituals zu kleinen Lama- oder Menschenfiguren verarbeitet wurden, sowie feine Textilien, Federn tropischer Vögel und Lamas. Die wertvollste Opfergabe aber waren viele Kinder, die in Cuzco auf ihr Schicksal vorbereitet wurden. Sie wurden geopfert, einige zusammen mit den Figuren den Berggottheiten, den apus. Opferte man nicht, so zürnten die Götter dem Inka und Unglück kam über alle Menschen.
Inka-Architektur
Ein Schlüssel zur Ästhetik und Staatskunst der Inka ist ein bewußtes Verwischen der Grenzen zwischen dem „Natürlichen” und dem „Kulturellen”. An vielen Orten scheinen geometrische Formen aus rauen Naturformationen zu entspringen oder sich mit ihnen zu verbinden. So spiegelt etwa die für die Verteidigung günstige Zick-Zack-Form der Mauern von Sacsahuaman bei Cuzco zugleich die Hügelkette dahinter wider.
„Das Schönste, was man an Bauwerken in diesem Land bewundern kann, sind die Mauern. ... Die Spanier, die sie sahen, sagen, weder der Aquädukt von Segovia noch andere Bauwerke von Ercole oder von den Römern seien so besuchenswert wie diese.” (Pedro Sancho de la Hoz (1514-1547), zit. nach Cecilia Bákula u.a., 193)
Diese Verwischung zeigt sich in der Großartigkeit ihre Straßenbaus ebenso wie in der Anlage der unzähligen Ackerbauterrassen, die die Landschaft in vielen Tälern prägen. Die Kunst des Terrassierens war im präkolumbischen Peru wahrscheinlich schon ein Jahrtausend vor den Inka bekannt. Denn nur dadurch war es möglich, in gebirgigem Gelände und feindlicher Umgebung zu überleben und mehr oder weniger horizontale Flächen für den Ackerbau zu gewinnen. Aber bei den Inka gingen Stil und Proportionen weit über die Anforderungen und Bedürfnisse des Ackerbaus hinausgingen. Sie bringen die Macht des Inka, des Sonnenkönigs, zum Ausdruck.
Um ihre neu erworbenen Territorien zu verwalten und zu verteidigen, erbauten die Inka Festungen und Verwaltungszentren. Für die Versorgung des Heeres errichteten sie im ganzen Reich Speicher. Als Zeichen ihrer Präsenz und zur Durchsetzung der eigenen Kultur und Religion bauten sie in jeder Provinz Paläste und Tempel. Alle diese Gebäude trugen die unverwechselbaren architektonischen Züge der Inka - auch wenn Materialien und Methoden aus der Tradition der unterworfenen Völker verwendet werden mußten.
Die Homogenität der Inka-Architektur wurde durch ein Repertoire an formalen Elementen und Planungsgrundsätzen erreicht: nach innen geneigte Mauern, trapezförmige Türen, Fenster und Nischen, in steilem Winkel abfallende Satteldächer, zylindrische Steinpflöcke, die in regelmäßigen Abständen aus den Wänden herausragen.
- Peru, Ollantaytambo, Mai 2012
trapezförmige Tür
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Die Planungsgrundsätze bevorzugten einzelne Gebäude mit nur einem Raum sowie einer oder mehrerer Türen an der Längsseite, abhängig von der Länge des Hauses. Die Innenseite der Mauern ist oft mit ein oder zwei Reihen von Nischen geschmückt, Fenster sind meist über den Nischen angeordnet. Meist waren die Häuser rechteckig, Häuser mit kreisförmigem Grundriß waren eher eine lokale Adaption.
- Peru, Ollantaytambo, Mai 2012
Nischen in der Mauer
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Auch die Gruppierung der Häuser folgte bestimmten Regeln: Gruppierung durch Wiederholung, Gruppierung durch Gegenüberstellung sowie Gruppierung durch Gegenüberstellung und Symmetrie. Die Symmetrieachse wird oft durch eine Tür mit Doppelleibung oder durch Spiegelung von einem oder mehreren Gebäuden an zwei, drei oder mehr Achsen erzielt.
- Peru, Machu Picchu, Mai 2013
Gruppierung der Häuser
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Die Häuser waren vermutlich durch Goldplatten oder farbige Mauerbänder, die die Hell-Dunkel-Kontraste der Nischen hervorhoben, geschmückt. Aber auch das Spiel von Licht und Schatten auf den Fugen zwischen den exakt bearbeiteten und zusammengefügten Steinblöcken schmückte die Gebäude.
Um ihre Gebäude und Siedlungen wunschgemäß errichten zu können, nahmen die Inka umfassende Eingriffe im Gelände vor: sie ebneten Hügel ein, füllten Senken auf und legten Terrassen an. Dabei verletzten sie die Topographie nie, sondern veränderten sie zu ihrem Vorteil. Ollantaytambo, die älteste ständig bewohnte Stadt Südamerikas, bildete eine Art Blaupause für die Anlage der Inkastädte, ohne jedoch eine Vorgabe zu sein. Die Stadt ist auf einem regelmäßigen Straßennetz von trapezähnlicher Form mit vier Längs- und sieben Quergassen aufgebaut. Jeder Häuserblock bildet einen architektonischen Wohnkomplex und ist von einer Mauer umgeben. Die sieben Quer- und vier Längsstraßen umfassen 21 Häuserblocks. Zwischen der dritten und vierten Querstraße war zu Inkazeiten möglicherweise ein Platz, durch den die Stadt in zwei Hälften, hanan (oben) und hurin (unten), geteilt wurde. Diese Teilung, die architektonisch unterschiedliche Merkmale aufweist, ist in allen Städten, Dörfern und Vierteln zu finden. Andere planerische Elemente sind zwar in verschiedenen Städten zu finden, aber sie reichen nicht als Beweis für Gesetzmäßigkeiten aus, an die sich die Inka beim Bau der Städte gehalten hätten. Wahrscheinlich war die Verschmelzung von Gebäuden und Landschaft, wie sehr gut etwa in Machu Picchu zu sehen, eines der allgemein gültigen Kriterien für den Städtebau.
- Peru, Machu Picchu, Mai 2012
Blick vom Tor Intipunku
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„Die Touristen, die heute per Eisenbahn oder Autobus nach Machu Picchu kommen, entgeht einer der wichtigsten stadtplanerischen Aspekte der Inka: die Integration von Stadt und Umgebung. Sie wird nur dem Reisenden bewußt, der die Stadt durch das Tor Intipunku betritt. ... Vom Tor Intipunku aus bietet sich dem Besucher eine Gesamtansicht von Machu Picchu, die ihm zwar keine architektonischen Einzelheiten verrät, ihm aber doch eine Vorstellung von der Anlage der Stadt, ihrer großartigen Wirkung und ihrer innigen Verbundenheit mit der majestätischen Umgebung vermittelt.” (Jean-Pierre Protzen in Cecilia Bákula u.a., 211)
Die Architektur der Inka ist von einer einzigartigen formalen Einheit geprägt. Allerdings verstanden es die Inka auch meisterhaft, das Standardmodell abzuändern und der jeweiligen Topographie anzupassen.
Der Untergang des Inkareichs
Mit der Entdeckung der Neuen Welt 1492 durch Christoph Kolumbus entstand unter den spanischen Juristen die Frage nach der rechtlichen Begründung der Eroberungen. Sie wurde schließlich durch Pabst Alexander VI., dem geistlichen und weltlichen Oberhaupt, geklärt. Er sprach die Legitimität der Eroberungen Isabella I. von Kastilien (1451-1504) und ihrem Gatten Ferdinand von Aragón (1452-1516) zu und beauftragte sie mit der Missionierung der eroberten Gebiete.
Die ursprüngliche Idee von friedlichen Handelsnierderlassungen wurde bald wegen Geldmangels aufgegeben und die Eroberung Amerikas durch private Investoren freigegeben. Die Krone profitierte von dem schnellen Gewinn aus den eroberten Gebieten, da ein Teil des Ertrags an sie abgeliefert werden mußte. Die Ausbeutungspolitik war einträglicher als Handelsnierderlassungen.
1532 wurde das Inkareich von Francisco Pizarro im Namen der Krone erobert und dem spanischen Kolonialreich eingegliedert.
Die Gründe für den Untergang waren vielfältig: Unmut gegen die Politik der gewaltsame Eingliederung zahlreicher Gruppen sowie der Zwangsumsiedlungen, Thronstreitigkeiten zwischen den Söhnen von Huáyna Cápac, und eine zu hohe Steuerlast brachten das Imperium bereits vor den Spaniern ins Wanken. An den von den Europäern eingeschleppten Seuchen, wahrscheinlich die Pocken und Masern, starben innerhalb weniger Jahre 90% der Bevölkerung. Die Konquistadoren waren zudem erfahrene Soldaten mit effektiven Waffen und Pferden (bisher unbekannt in Südamerika) und wurden von tausenden indigenen Verbündeten unterstützt.
Neue Ideologien
Die spanischen Invasoren kamen mit neuen Ideologien, Glaubensvorstellungen und Lebensweisen: Herrscher waren nicht mehr göttlich, die Sonne nur noch ein Stern, die Gabe blieb ohne Gegengabe, Ausbeutung wurde zum obersten Prinzip. Die andine Welt wurde auf den Kopf gestellt, auch wenn einige inkaische Konzepte wie Arbeitstribute oder der Austausch von Macht gegen Privilegien von den Spaniern übernommen wurden.
Thronstreitigkeiten
1527 oder 1528 starb der Inka Huáyna Cápac, wahrscheinlich an den Pocken. Die Thronstreitigkeiten zwischen seinen beiden Söhnen beschleunigten den Niedergang des Inkareiches. Zwar gab es in der Nachfolgeregelung nicht das Prinzip der Erstgeburt, sondern die Mitglieder des Adels wählten den Erben nach seinen Fähigkeiten und Verdiensten aus den meist zahlreichen Söhnen des verstorbenen Herrschers. Doch diesmal griff dieses Prinzip nicht. Während Huáscar, als Sohn der Hauptfrau des Inka, den inkaischen Adel und die Beamten hinter sich hatte, konnte sich sein Bruder Atahualpa die Unterstützung des Heeres sichern. Der Streit eskalierte in einem Bürgerkrieg, bei dem sich die unterschiedlichen ethnischen Gruppen des Inka-Reichs jeweils einer der Parteien anschlossen. Der Versuch, die Auseinadersetzungen zu beenden, indem man Huáscar die Herrschaft über Cuzco und Atahualpa die über Quito, der zweitwichtigsten Stadt des Reiches, zusprach, war nicht erfolgreich. Atahualpa gelang es schließlich, den Kampf für sich zu entscheiden und seinen Bruder Huáscar gefangen zu nehmen und töten zu lassen. Der Bürgerkrieg hatte das Inkareich gespalten und ließ die Anhänger des unterlegenen Huáscar nach neuen Verbündeten suchen. Diese schienen sie in den Spaniern zunächst gefunden zu haben.
Francisco Pizarro
- Francisco Pizarro um 1540, unbekannter Maler
Quelle: Wikipedia
Francisco Pizarro (1476/78-1541) hatte bereits mehrere Erkundungsreisen entlang der Küsten von Ecuador und Kolumbien unternommen, immer auf der Suche nach dem sagenhaften El Dorado. Nun glaubte er, dem Ziel näher gekommen zu sein, und kehrte 1527 nach Spanien zurück, um Geld für sein Projekt aufzutreiben. 1529 ernannte ihn der spanische König Karl I. zum Generalkapitän von Peru. 1531 nach Peru zurückgekehrt, hörte Pizarro von den Auseinandersetzungen im Inkareich. Mit nur 60 berittenen Soldaten und 110 Fußsoldaten brach er nach Cajamarca auf, wo sich Atahualpa befand. Dort empfing der Inka die bärtigen weißen Männer. Obwohl das Gebiet weiträumig von rund 40.000 Inkasoldaten gesichert wurde und Atahualpa von weiteren 8.000 Soldaten begleitet wurde, gelang es Pizarro, den Inka zu überlisten. Auf seine Bitte legten die begleitenden Soldaten die Waffen ab.
Pizarro nahm daraufhin unter dem Vorwand, er habe Kreuz und Bibel den Respekt versagt, Atahualpa gefangen und überwältigte mit seiner modernen Waffentechnik, den Pferden und Kampfhunden die unbewaffneten Soldaten. Um sich freizukaufen versprach Atahualpa, eine Saal seines Palastes mit Gold zu füllen. Pizarro erklärte sich einverstanden und brachte auf diese Weise große Schätze in seinen Besitz.
Trotzdem beschuldigte er den Inka des Hochverrats und ließ ihn 1532 hinrichten. Obwohl dieses Jahr allgemein als Sieg der Spanier angesehen wird, gelang die militärische Eroberung des Inka-Reiches erst 1572 mit der Hinrichtung des letzten Sapa Inka, Tupac Amaru I. Dieser Tod markiert das Ende des mächtigen Reiches, das die Völker in den Anden für rund ein Jahrhundert beherrscht und seine politisches, militärische und kulturelle Vorherrschaft institutionalisiert hatte. Nicht zu klären ist die Frage, ob dieses gewaltige Reich nicht auch ohne die Spanier untergegangen wäre, ob diese einem tönernen Koloss nur den letzten Stoß versetzten.
Was blieb
Das Territorium des ehemaligen Inka-Reiches ist heute auf fünf südamerikanische Nationalstaaten verteilt: Ecuador, Peru, Bolivien, Chile und Argentinien. Lebten im Inka-Reich geschätzte 6 Millionen Menschen, so sind es heute in diesen Staaten mit Ausnahme Chiles ungefähr 25 Millionen Indigene, deren Zahl jedoch in keinem Verhältnis zu ihrem wirtschaftlichen, sozialen oder politischen Status steht. Nur Bolivien gesteht seiner indigenen Bevölkerung einen nennenswerten politischen Einfluss zu.
Bis heute ist der Einfluss des Inka-Reichs im Bewusstsein der Anden-Kulturen deutlich spürbar, wenn auch die Sichtweise auf die Inka von Land zu Land sehr unterschiedlich ist. Die Erben der Inka, die heutige indianische Bevölkerung des ehemaligen Inka-Reichs, haben vieles aus der Inka-Zeit beibehalten:
„Sie sprechen die Sprache der Inka, das Quechua oder das ebenfalls in der Inka-Zeit gesprochene Aymara. Ferner bauen sie die gleichen Pflanzen an wie zur Inka-Zeit, vor allem Kartoffel, Mais und Baumwolle, legen ihre Felder in den Andentälern terrassenförmig an und betreiben Viehzucht mit Lama und Alpaka. Nach wie vor ist das Meerschweinchen ein Haustier, das wie zur Inka-Zeit als Fleischlieferant und als Opfertier genutzt wird. Die Häuser bestehen wie ehedem vor allem aus luftgetrockneten Lehmziegeln mit Dächern aus Schilfgras oder Stroh. Auch das Weben von Textilien aus Lama- oder Alpakawolle mit ähnlichen Mustern, Motiven und Farben wie in vorspanischer Zeit ist ein wichtiger Bestandteil des Alltagslebens. Nicht zuletzt zeigt sich in der Musik und in Tänzen die vorspanische Tradition.” (Ulrike Peters)
Vom 17. bis ins 20. Jahrhundert kam es immer wieder zu lokalen Aufständen indianischer Bauern als Ausdruck der Rückbesinnung auf die inkaische Vergangenheit. Der bekannteste ist der 1780 von José Gabriel Condorcanqui (1738-1781) initiierte Aufstand. Condorcanqui, der sich Túpac Amaru II. nannte, konnte indianische Anhänger gewinnen, denen er die Abschaffung der Zwangsarbeit in den Minen von Potosi und die Wiedererrichtung des Inka-Reiches versprach. Er sprach auch die Mestizen an, deren soziale Situation im Zuge der Bourbonischen Reformen von 1777 prekär zu werden drohte: In Folge der geplanten Volkszählung wäre ihr ethnischer Status möglicherweise auf Indianer zurückgestuft und sie zur Zwangsarbeit verpflichtet worden. Durch Verrat konnten die Spanier die Belagerung Cuscos auflösen und Condorcanqui hinrichten.
Nachfolgende ähnliche Aufstände blieben ebenfalls erfolglos und schwächten die indianische Oberschicht zugunsten der Kreolen. Den Unabhängigkeits­bestrebungen des 19. Jahrhunderts standen die Indianer passiv gegenüber.
Lesetipps: Bücher zum Thema Inka
Hiram BINGHAM: Machu Picchu. (2007, Historische Reisen)
Hiram BINGHAM beschreibt seine Expeditionsreisen in Peru, deren Ziel nicht die Suche nach einer bestimmten Inka-Ruine war. Machu Picchu findet er eher zufällig, kann die Bedeutung zunächst nicht ...
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Cecilia BÁKULA [u.a.]: Das Inka-Reich. (1997, Kulturgeschichte)
Die fundierten Texte und die zahlreichen Abbildungen und Illustrationen geben ein informatives Bild der Andenkulturen vor ihrer Zerstörung durch die ...
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Martin FIEBER: Machu Picchu. (2003, Reisebericht)
Für alle nicht esoterisch veranlagten Menschen liegt der Wert des - durchaus amüsant zu lesenden - Buches im umfangreichen Bildteil, der sich so nicht leicht woanders finden lässt. Ein Beitrag zur ...
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Peter GEBHARD: Der Weg der Inka. (2001, Reisebericht)
Peter GEBHARD bereist auf diesen Straßen einen Teil des ehemaligen Inka-Reichs von der Atacama-Wüste über Potosí, La Paz, den Titicaca-See, Cusco und Machu Picchu bis zum Manu Nationalpark. Er ...
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Sabrina JANESCH: Die goldene Stadt. (2017, Biografischer Roman)
Sabrina JANESCH setzt in ihrem biobraphischen Roman dem Deutschen Augusto R. Berns ein Denkmal. Er ist eine historische Person, über die es Dokumente in der Nationalbibliothek von Peru gibt. Vieles ...
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Doris KURELLA/Ines de CASTRO [Hrsg]: Inka. (2013, Geschichte)
Die wissenschaftlich fundierten Beiträge sind gut zu lesen und geben einen ausreichenden Einblick in die Welt der Inka und ihrer komplexen ...
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Maria LONGHENA/Walter ALVA: Die Inka und weitere bedeutende Kulturen des Andenraumes. (1999, Geschichte)
Wenn auch nur eine kurze Einführung in die Welt der Inka, beschreibt der Band die vor den Inka herrschenden Andenvölker und bietet einen interessanten Einblick in bedeutende archäologische ...
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Ulrike PETERS: Die Inka. (2018, Geschichte)
Die Tatsache, daß es von den Inka selbst keine schriftlichen Zeugnisse gibt, umschifft Ulrike PETERS recht elegant mit einer umfassenden Darstellung der spanischen Quellen. Geschickt verwebt sie ...
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Weitere Quellen:
- „Die Schule der Diktatoren”, Die Zeit 41/2013 [abgerufen am 02.12.2013]
- Inka, Wikipedia [abgerufen am 23.06.2019]
- Ausstellung INKA, Stuttgart [12.10.2013-16.03.2014, zuletzt abgerufen am 17.11.2022]
- Ausstellung The Great Inka Road (26.06.2015 - 01.06.2020, Washington, D.C.)