(La cola de la serpiente., 2011)
188 S, ISBN: 978-3-293-00440-5
Zürich: Unionsverlag, 2012
Bewertung
Rezension
Mario Conde, seit vielen Jahren kein Polizist mehr, sondern Buchhändler, erinnert sich bei einem Besuch des Chinesenviertels in Havanna an einen Fall aus dem Jahr 1989. Ein alter Chinese war erhängt in seiner Kammer gefunden worden, und seine chinesisch-kubanische Kollegin bittet El Conde, sich des Falls anzunehmen. Denn irgendwie scheint ihr Vater oder dessen bester Freund - der auch ihr Pate ist - in den Fall verwickelt zu sein.
Der Teniente stößt auf eine Mauer des Schweigens, obwohl ihm der Vater der Kollegin behilflich ist. Und erst im Zusammenhang mit einem anderen Fall gelingt es ihm, diesen Fall zu lösen.
Leonardo Padura führt uns in die Welt der Chinesen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach Kuba kamen. Doch ihre Hoffnung, hier Geld zu machen und dann wohlhabend wieder zurückkehren zu können, erfüllte sich nicht. Sowohl die Revolution in China als auch die in Kuba stellten sich ihren Plänen entgegen. In Kuba blieben sie immer entwurzelte Außenseiter.
Fazit: Padura nimmt sich hier eines auch in Kuba nicht besonders geschätzten Themas an. Der Roman war ursprünglich in Kuba als Erzählung in Adiós Hemingway erschienen. Vom Autor für den vorliegenden Roman mehrfach überarbeitet kann er doch nicht ganz überzeugen. Zu weit entfernt erscheint schon die Polizistenwelt von Mario Conde, zu wenig Spannung entsteht.
Während er nun das massige, düstere Gebäude betrachtete, das zuerst die Sekundarschule und später das Gymnasium von La Víbora beherbergt hatte und in dem jetzt ein technologisches Institut Gott weiß welcher Fachrichtung untergebracht war, und als er sah, dass an den Fenstern der ehemaligen Bibliothek die Jalousien fehlten und der Schulhofzaun umgefallen war und nutzlos auf der Erde lag, spürte El Conde, dass die Jahre sich nicht zum Besseren gewendet hatten. ... Bekümmert dachte er daran, dass die Realität ihm viel Schönes aus jener Zeit der Gnade und der Träume geraubt hatte. Immer weniger glich die Welt, in der er jetzt lebte, jener perfekten Welt, die ihm die Rhetorik und die Bedeutung des historischen Augenblicks versprochen hatten; einer Welt, für deren Errichtung man ihnen Schwierigkeiten zugemutet, Verbote auferlegt und, als Gegenleistung, Opfer, Selbstverleugnung und sogar Verstümmelungen, auch körperlicher Art, verlangt hatte.